Der Vatikan schickt
eine Delegation zum Umweltgipfel „Rio + 20“, der am Mittwoch nächster Woche in der
brasilianischen Metropole beginnt. Geleitet wird sie von Erzbischof Francis Chullikatt,
dem ständigen Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen in New York.
Auch der brasilianische Kardinal Odilo Scherer nimmt im Namen des Heiligen Stuhles
an den Beratungen über eine nachhaltige Entwicklung teil.
In einem Positionspapier
zum Umweltgipfel bezeichnet das vatikanische Staatssekretariat die Veranstaltung als
„wichtige Etappe auf einem Weg, der bedeutende Beiträge für ein besseres Verständnis
des Begriffs von nachhaltiger Entwicklung“ geliefert habe. Auf diesem Weg sei allgemein
klar geworden, dass Umweltschutz über die Verbesserung des Lebens der Völker umgesetzt
werden müsse. Der Heilige Stuhl liefere dazu keine technischen Lösungen, sondern betone
immer, dass alles, was die Würde des Menschen und der Völker betreffe, nicht bloß
ein „technisches Problem“ sei. „Das menschliche Wesen kommt zuerst“, hält das Positionspapier
aus dem Vatikan fest. Politische und wirtschaftliche Priorität müsse es sein, Energie
und Technologien für – und nicht gegen - das Wohl des Menschen zu nutzen und immer
einen Lebensstil zu fördern, der die Würde eines jeden respektiere. Das Nachdenken
über Umweltschutz dürfe nicht von politischen, wirtschaftlichen oder blinden Einzelinteressen
geleitet werden, heißt es in dem fünfseitigen Vatikanpapier, das fünf Punkte benennt:
Zentralität des menschlichen Wesens in der nachhaltigen Entwicklung, Notwendigkeit
einer tiefen und weitblickenden Überarbeitung des Entwicklungsbegriffs, das Prinzip
der Subsidiarität und die Rolle der Familie, nachhaltige Entwicklung als Teil der
umfassenden menschlichen Entwicklung sowie „grüne Ökonomie“.
Bei „Rio + 20“,
genau 20 Jahre nach dem ersten internationalen Umweltgipfel in der brasilianischen
Metropole, geht es darum, gemeinsame Strategien für eine grünere, gerechtere und ressourceneffizientere
Welt zu finden. Die meisten Akteure wollen das Wachstumsmodell, das seit dem Beginn
der Industrialisierung vor 200 Jahren in Kraft ist, durch neue, nachhaltige Ansätze
ablösen. (rv 14.06.2012 gs)