2012-06-14 13:47:08

„Die Technik erneuert sich, die Sendung bleibt“


RealAudioMP3 Radio Vatikan gibt am 1. Juli seine Sendungen auf Kurz- und Mittelwelle in Europa und Amerika auf, um sich mehr auf zukünftige Wege der Übertragung zu konzentrieren. So erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi, der gleichzeitig Generaldirektor unseres Senders ist, die weitreichende Entscheidung aus dem Vatikan. Kürzungen beim Radiopersonal werde es nicht geben, die große Sendezentrale in Santa Maria di Galeria nördlich von Rom werde ihre Sendeleistung am 1. Juli um fast die Hälfte zurückfahren und schrittweise andere Aufgaben bekommen, sagte Lombardi im Gespräch mit Radio Vatikan.


„Wir sehen, dass bestimmte Technologien, die Jahrzehntelang ein Schwerpunkt unserer Aktivität waren, jetzt weniger wichtig werden. Unsere Programme werden heute zum Großteil nicht über Kurz- und Mittelwelle gehört, sondern über Partnersender, rund 1000 davon auf den fünf Kontinenten zusammengenommen. Und dann natürlich alle Möglichkeiten über Internet. Wir verabschieden uns also von einer Übertragungsart, weil sie nicht mehr nötig ist.“


Radio Vatikan finanziert sich ausschließlich über den Heiligen Stuhl und ist mit seinen rund 400 Angestellten – ein Zwölftel der gesamten päpstlichen Belegschaft – ein großer Budgetposten. Kündigungen werde es nicht geben, das sei für den Sender immer klar gewesen. „Alle unsere Angestellten, Arbeiter, Techniker und Journalisten können da beruhigt sein“, sagte Lombardi. Einsparungen würden sich aber aus dem Abschied von nicht mehr benötigten Geräten und alten Technologien ergeben, da die Anlagen für Kurz- und Mittelwelle besonders viel Energie brauchen. Der Sendezentrale Santa Maria di Galeria, die vor 55 Jahren gegründet wurde, stehen jedenfalls gewichtige Änderungen ins Haus.


„Wenn die anderen Teile der Welt mehr und mehr Anschluss an die digitalen Systeme erhalten, wie wir hoffen, lässt sich voraussehen, dass das große Epos dieser Sendezentrale seinem Ende entgegengeht. Wir denken an eine Umwidmung: Santa Maria di Galeria könnte ein Zentrum für die Telekommunikation des Heiligen Stuhls und des Vatikans werden, eine Art ,Telehafen‘ mit Satellitenantennen oder ein Internet-Zentrum. Wir denken, dass auch in Zukunft in Santa Maria di Galeria Telekommunikation im Dienst der Kirche gemacht werden wird.“


Die Sendungen in Kurz- und Mittelwelle, die von Santa Maria di Galeria ausgehen, werden sich am 1. Juli fast halbieren. Damit verringere sich auch der Elektrosmog rund um die Antennen, auch wenn, wie Lombardi betonte, Radio Vatikan immer unter den Grenzwerten lag, „auch unter jenen von Italien, die die strengsten der Welt sind“.


Lombardi schloss nicht aus, dass sich mit dem Abschied vom klassischen Radio auch die Formate der Sendungen und die Sendeschemata ändern können. In welche technologische Richtung sich der Sender weiter entwickelt, ist für Lombardi nicht abzusehen.


„Für mich war immer wichtig, nicht bloß auf eine einzige Straße zu setzen, sondern eher auf eine ganze Bandbreite. Sicher, Internet funktioniert, aber wir sehen auch, dass normale FM-Radios sich als DAB digitalisieren lassen oder über Mobiltelefone hörbar sind – es gibt viele Wege. Wichtig ist: Wir müssen wissen, was wir zu sagen haben. Unser Auftrag lautet, die Botschaft der Kirche und den Dienst des Papstes in der Welt von heute zu verbreiten. Wir müssen jeden Tag die neuen Möglichkeiten dazu prüfen und sie nutzen, um diesem Auftrag so gut wie möglich gerecht zu werden.“


Ein Nachtrag: die liturgischen Programme von Radio Vatikan sind von der Abschaltung nicht betroffen, wie wir gestern irrtümlich gemeldet haben. Rosenkranz und lateinische Messe sind auch in Europa weiterhin auf Kurz- und Mittelwelle zu hören.


(rv 14.06.2012 gs)









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