„Ich war mir
gar nicht so bewusst, dass das Tragen eines Kollarhemdes hier in Irland ein Grund
sein könnte, angefeindet zu werden. Ich bin, denke ich, relativ naiv hierhergekommen...“
Das sagt Martin Stuflesser, ein Liturgiewissenschaftler aus Würzburg. Er ist gerade
in der irischen Hauptstadt Dublin: zum 50. Eucharistischen Weltkongress. Das offizielle
Motto des Megatreffens heißt: „Eucharistie – Gemeinschaft mit Christus und untereinander“.
Das inoffizielle Motto heißt: Wieder aufstehen nach der Krise. Vor allem Missbrauchsskandale
und der Versuch, sie zu vertuschen, haben Irlands katholische Kirche in starken Misskredit
gebracht. Jetzt ist sie Gastgeberin für Zehntausende von Pilgern aus 102 Ländern.
Stuflesser ist mit seinem Bischof Friedhelm Hofmann nach Dublin gekommen.
„Zum
einen habe ich es als sehr hilfreich und auch als sehr tröstlich erfahren, dass man
auf diesen Kongressen und auch schon beim theologischen Symposium merkt: Kirche ist
mehr als das kleine bisschen, das man aus dem eigenen Bistum kennt. Es ist eine Weltkirche:
Man lernt Christen aus allen Teilen der Welt kennen, man teilt die Sorgen, aber man
ist auch verbunden in der Hoffnung und im Gebet miteinander.“
Der Kongress
begann am Sonntagnachmittag mit einer Eröffnungszeremonie in der Kongresshalle der
„Royal Dublin Society“, geleitet von Kardinal Marc Ouellet, dem Gesandten von Papst
Benedikt. Ouellet soll sich nach Informationen der Tageszeitung „Irish Times“ auch
mit Vertretern der irischen Regierung treffen, um die diplomatischen Beziehungen zwischen
dem Heiligen Stuhl und Irland nach den Missbrauchsskandalen wieder in ruhigeres Fahrwasser
zu leiten.
„Ich glaube, es ist eine Zeit, in der wir uns noch einmal mehr
auf die eigentlichen Essentials besinnen müssen, und ich glaube, dass die Lehre des
Zweiten Vatikanischen Konzils uns einen guten Anhaltspunkt für das Kirchesein der
Zukunft gibt. Die Kirche ändert sich sicher im Moment radikal in ihrer Gestalt, aber
in ihrem Wesen bleibt sie doch gleich, und die gemeinsame Feier der Eucharistie als
Kernpunkt hilft beim Kirchesein in diesen schwierigen Zeiten.“
Insgesamt
gibt es im Rahmen des Kongresses bis zum 17. Juni rund 130 verschiedene Kurse, Vorträge,
Diskussionen und Zeremonien. Eucharistische Kongresse zählen neben den Weltjugendtagen
zu den größten Veranstaltungen der katholischen Kirche. Der Weltkongress ist in Irland
und den englischsprachigen Ländern auch ein mediales Ereignis; in der übrigen Weltkirche
fand er bislang geringeren Widerhall.