Österreich: „Stilisiert Priester nicht zu Tugendhorten“
Vor zu hohen und falschen Ansprüchen an Priester hat der Dekan der Innsbrucker theologischen
Fakultät gewarnt. Der Dogmatik-Professor Jozef Niewiadomski, der selbst Priestser
ist, sprach in einem Interview für die Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ von Priestern,
die zu „Moralinstanzen“ und zu „Tugendhorten“ stilisiert worden seien. Eine Maßlosigkeit
der Erwartungshaltung im Hinblick auf den Priester habe es zwar immer schon gegeben.
Aktuell ortet der Dekan aber „Wunschvorstellungen, die sich vor allem aus den mit
Weihwasser übergossenen Managementstrategien ableiten“. Niewiadomski warnte davor,
die Projektionsfläche mit der Realität zu verwechseln.
Es sei höchste Zeit,
sich von einer moralisierenden Sichtweise der Religion und der Kirche zu verabschieden
„und die Kraft der Gnade neu zu entdecken“. Es komme auf jenes Vertrauen an, „dass
Gott Menschen beruft, dass er ganz konkret auch mich als Menschen, Christen und Priester
gewollt hat und auch weiterhin will und mich deswegen auch begleitet“. Niewiadomski
sagt weiter: „Der moralisierende Anspruch, den unsere Kultur als Wunsch an die Kirche
und an die Priester als unsere Moralinstanzen richtet, und die moralische Keule, mit
der sie diese dann auf eine selbstgerechte und geradezu schamlose Weise schlägt, beherrschen
momentan den kirchlichen Diskurs in dieser popular culture.“ Diese Art des Zugangs
zur Religion führe aber zum „Siechtum lebendiger Religiosität“, weil so „das Verständnis
für die Gnade verbaut wird“.