Kardinal Koch: „Interkommunion ist Ende, nicht Beginn der Ökumene“
„Die orthodoxe wie
die protestantische Sicht der Kirche, die vom Gottesdienst ausgeht, steht nicht prinzipiell
im Widerspruch zum katholischen Verständnis von Kirche.“ Das hat der Schweizer Kurienkardinal
Kurt Koch an diesem Freitag betont. In Dublin hielt er einen Vortrag auf einem theologischen
Symposium, das dem Eucharistischen Weltkongress in der irischen Hauptstadt vorgeschaltet
ist. Die Ekklesiologie von Orthodoxen wie Protestanten „lassen sich tatsächlich in
eine breitere katholische Sicht integrieren“, so Koch, der den vatikanischen Einheitsrat
leitet. Schnittstelle zwischen protestantischem und katholischem Kirchenverständnis
sei die Überzeugung, „dass in einer eucharistischen Versammlung die Kirche zur Gänze
anwesend ist“; allerdings fügten Katholiken noch hinzu, dass eine eucharistische Versammlung
„nicht die ganze Kirche“ sei. Aus katholischer Sicht müßten Gemeinden, die die Eucharistie
feiern, untereinander, mit ihrem Bischof und dem Papst in Gemeinschaft stehen; das
sei „konstitutiv für das Kirchesein“.
Der Primat des Papstes ist aus Kochs
Sicht „keine juristische oder rein äußere Hinzufügung zu einer eucharistischen Kirchensicht,
sondern gründet in der Lehre von der Kirche selbst“: Schließlich erfordere eine Kirche,
die aus „einem weltweiten Netzwerk von Eucharistie-Versammlungen besteht und sich
darin ausdrückt, auch einen Einheitsdienst auf weltweiter Ebene“. Darauf habe schon
der heilige Ignatius von Antiochien in seinem Römerbrief aus dem Jahr 110 hingewiesen.
Kardinal Koch wörtlich: „Ignatius schreibt der römischen Kirche den Vorsitz in der
Liebe zu. Das Wort Liebe, Agape, war aber seit den Tagen der Urkirche ein Begriff
für das Geheimnis der Eucharistie.“
Wegen der „engen Verbindung von Eucharistie
und Kirche“ halte die katholische Kirche „wie die Mehrheit der christlichen Kirchen
überhaupt am Prinzip der unauflöslichen Einheit von kirchlicher und eucharistischer
Gemeinschaft fest“ – das sagte der „Ökumeneminister“ des Vatikans mit Blick auf Forderungen
nach sogenannter „eucharistischer Gastfreundschaft“. Diese Betonung der Einheit von
kirchlicher und eucharistischer Gemeinschaft sei übrigens bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts
„von einem breiten ökumenischen Konsens getragen“ worden. Auch die aus der Reformation
entstandenen „Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften“ hätten diesen Konsens geteilt;
so habe es ja auch zwischen Lutheranern und Reformierten trotz einheitlicher Rechtfertigungslehre
keine Abendmahlsgemeinschaft gegeben. Das habe sich erst mit der Leuenberger Einigung
von 1973 geändert.
Mittlerweile hätten „nicht wenige protestantische Gemeinschaften“
den Eindruck, das ökumenische Ziel sei nicht etwa die volle kirchliche Einheit, sondern
die eucharistische Interkommunion. Dem widerspreche die katholische Kirche entschieden:
„Wie schon in der Urkirche kann es ohne kirchliche Gemeinschaft keine echte eucharistische
Gemeinschaft geben und umgekehrt.“ Interkommunion liege am Ende, nicht am Beginn des
ökumenischen Wegs, so der Kardinal.