Italien/Vatikan: „Vatileaks ist eine Chance, dazuzulernen“
Im Umgang mit den
„Vatileaks“ schlägt sich der Heilige Stuhl tapfer. Das denkt der katholische italienische
Politiker Rocco Buttiglione. Der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses – einer der
zwei Kammern des italienischen Parlaments – hat gute Kontakte in den Vatikan, er gehört
unter anderem als Philosoph der päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften an.
Buttiglione sieht in dem ganzen Konflikt rund um den Dokumentendiebstahl auch eine
Chance für die Kirche, dazuzulernen.
„Die Leute zu Transparenz zu erziehen,
ist möglich, und das soll gemacht werden. Die Leute müssen lernen, dass Vertraulichkeit
und Transparenz nicht in einem Widerspruch zueinander stehen. Transparenz heißt, dass
alles, was das Wohl des Gottesvolks betrifft, klar gesagt werden und auch debattiert
werden muss, natürlich im Geist des Gehorsams und der Treue dem Heiligen Vater gegenüber.
Er ist der Stein, auf dem die Kirche aufgebaut ist.“
Jede Regierung brauche
sowohl Vertraulichkeit als auch Transparenz. Das gelte auch für die Regierung der
Kirche, selbst wenn die Kirche, so Buttiglione wörtlich, „hauptsächlich keine Regierung
ist, sondern das Volk Gottes“. Insofern hätten sich die Medien schändlich verhalten,
die gestohlenen Dokumente zu veröffentlichen. Freilich sieht der katholische Politiker
auch krasses Fehlverhalten von einigen Vatikanbediensteten.
„Die Medien
haben ihre Verantwortung, und sie tun alles was sie können, um die Kirche in ein schlechtes
Licht zu rücken. Aber das Hauptproblem liegt im Vatikan. Die Geschütze, die gegen
die Kirche schießen, sind außerhalb des Vatikans, aber die Munition kommt von innen.
Es gibt auch im Vatikan Menschen, die schmutzige Geschäfte getrieben haben, und es
ist wünschenswert, dass endlich diese ganze Situation bereinigt wird. Ich hoffe, dass
es dem Heiligen Vater und seinen engsten Mitarbeitern gelingt, diese Situation wieder
in Ordnung zu bringen.“