2012-06-07 11:11:18

Angeblich neues Massaker in Syrien – „Frieden verlangt Mut“


RealAudioMP3 Erneut soll es in Syrien zu einem Massaker an Zivilisten gekommen sein. Das berichten Oppositionelle. Regierungstreue Milizen sollen in einem Dorf der Provinz Hama etwa achtzig Menschen getötet haben, darunter viele Frauen und Kinder. UNO-Beobachter wollten den Vorfall untersuchen, wurden aber offenbar an der Fahrt ins Dorf gehindert. Das Staatsfernsehen aus Damaskus wies „Terroristen“ die Schuld an dem Verbrechen zu.

Der Jesuitenpater Paolo Dall`Oglio leitet das Kloster Deir Mar Musa in der Nähe von Damaskus. Er hat sich in den letzten Tagen an einen abgelegenen Ort in Syrien zurückgezogen, um dort um Frieden im Land zu beten. Aber aus der Ruhe wurde nichts:

„Wir hatten zwei Tage hindurch ein schweres Bombardement mit fünfzehn Todesopfern. Ich konnte an der Beerdigung teilnehmen und sah: Die Opfer waren Unschuldige, etwa Arbeiter, die nach Hause zurückgingen, sie kamen dort als Leichen an. Ich habe mitgeholfen, nach Entführten zu suchen, und habe wieder mal die ganze Komplexität der syrischen Frage mit Händen greifen können.“

Denn in Syrien sei ja nicht einfach nur ein Krieg zwischen Regierung und Opposition in Gang, so Dall`Oglio:

„Was wir so Regierung nennen, ist eine sehr komplexe Realität – schwer zu analysieren. Und was wir Opposition nennen, hat unglaublich viele Facetten. Das ganze Land ist komplex, pluralistisch, was religiöse und ethnische Zugehörigkeiten betrifft. Kurden, Armenier und andere Gruppen, alle möglichen politischen Meinungen. Darum müßte der gesunde Teil dieses Landes eigentlich alles daran setzen, einen effizienten nationalen Dialog, einen echten Dialog einschließlich Waffenstillstand auf die Beine zu stellen. Die Christen sollten in diesem Knie der Meniskus sein, sie sollten sich nicht als Öl einsetzen lassen, das man ins Feuer gießt.“

Flucht aus Syrien – das habe es jedenfalls unter den Christen schon vor Ausbruch des Konflikts gegeben, meint der Jesuit aus Mar Musa im Interview mit Radio Vatikan. Jetzt habe sich das natürlich „beschleunigt“. Und ja, was in Syrien im Gang sei, sei „ein Bürgerkrieg“: „Ich hatte nie ein Problem damit, das so zu nennen.“ Pater Dall`Oglio wiederholt die Forderungen, die er unlängst in einem Offenen Brief an UNO-Sondervermittler Kofi Annan gerichtet hat: nicht nur 300, sondern mindestens 13.000 waffenlose UNO-Beobachter, und vielfältige Hilfen „aus dem gesunden Teil der internationalen Gemeinschaft“ an die syrische Zivilgesellschaft.

„Ich bitte alle, die uns hören, um Gebet und freundliche Gedanken (die meiner Meinung nach wie Gebete wirken), damit Gott uns in seinem Herzen hört. Ich weiß, dass auch viele Muslime in dieses Gebet mit einstimmen. Übrigens ist mir am letzten Tag meiner Gebets-Exerzitien eine entführte Person herausgegeben worden, ich konnte sie zu ihrer Familie begleiten. In so einem Moment spürt man die Solidarität der Gemeinschaft der Heiligen, die auch solidarische Gemeinschaft der Lebenden werden muss.“

(rv 07.06.2012 sk)








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