Angeblich neues Massaker in Syrien – „Frieden verlangt Mut“
Erneut soll es in
Syrien zu einem Massaker an Zivilisten gekommen sein. Das berichten Oppositionelle.
Regierungstreue Milizen sollen in einem Dorf der Provinz Hama etwa achtzig Menschen
getötet haben, darunter viele Frauen und Kinder. UNO-Beobachter wollten den Vorfall
untersuchen, wurden aber offenbar an der Fahrt ins Dorf gehindert. Das Staatsfernsehen
aus Damaskus wies „Terroristen“ die Schuld an dem Verbrechen zu.
Der Jesuitenpater
Paolo Dall`Oglio leitet das Kloster Deir Mar Musa in der Nähe von Damaskus. Er hat
sich in den letzten Tagen an einen abgelegenen Ort in Syrien zurückgezogen, um dort
um Frieden im Land zu beten. Aber aus der Ruhe wurde nichts:
„Wir hatten
zwei Tage hindurch ein schweres Bombardement mit fünfzehn Todesopfern. Ich konnte
an der Beerdigung teilnehmen und sah: Die Opfer waren Unschuldige, etwa Arbeiter,
die nach Hause zurückgingen, sie kamen dort als Leichen an. Ich habe mitgeholfen,
nach Entführten zu suchen, und habe wieder mal die ganze Komplexität der syrischen
Frage mit Händen greifen können.“
Denn in Syrien sei ja nicht einfach nur
ein Krieg zwischen Regierung und Opposition in Gang, so Dall`Oglio:
„Was
wir so Regierung nennen, ist eine sehr komplexe Realität – schwer zu analysieren.
Und was wir Opposition nennen, hat unglaublich viele Facetten. Das ganze Land ist
komplex, pluralistisch, was religiöse und ethnische Zugehörigkeiten betrifft. Kurden,
Armenier und andere Gruppen, alle möglichen politischen Meinungen. Darum müßte der
gesunde Teil dieses Landes eigentlich alles daran setzen, einen effizienten nationalen
Dialog, einen echten Dialog einschließlich Waffenstillstand auf die Beine zu stellen.
Die Christen sollten in diesem Knie der Meniskus sein, sie sollten sich nicht als
Öl einsetzen lassen, das man ins Feuer gießt.“
Flucht aus Syrien – das
habe es jedenfalls unter den Christen schon vor Ausbruch des Konflikts gegeben, meint
der Jesuit aus Mar Musa im Interview mit Radio Vatikan. Jetzt habe sich das natürlich
„beschleunigt“. Und ja, was in Syrien im Gang sei, sei „ein Bürgerkrieg“: „Ich hatte
nie ein Problem damit, das so zu nennen.“ Pater Dall`Oglio wiederholt die Forderungen,
die er unlängst in einem Offenen Brief an UNO-Sondervermittler Kofi Annan gerichtet
hat: nicht nur 300, sondern mindestens 13.000 waffenlose UNO-Beobachter, und vielfältige
Hilfen „aus dem gesunden Teil der internationalen Gemeinschaft“ an die syrische Zivilgesellschaft.
„Ich
bitte alle, die uns hören, um Gebet und freundliche Gedanken (die meiner Meinung nach
wie Gebete wirken), damit Gott uns in seinem Herzen hört. Ich weiß, dass auch viele
Muslime in dieses Gebet mit einstimmen. Übrigens ist mir am letzten Tag meiner Gebets-Exerzitien
eine entführte Person herausgegeben worden, ich konnte sie zu ihrer Familie begleiten.
In so einem Moment spürt man die Solidarität der Gemeinschaft der Heiligen, die auch
solidarische Gemeinschaft der Lebenden werden muss.“