Kardinal Ravasi: „Glaube und Musik sind wie Schwestern“
Verstehen, wo Glaube
und Musik sich mithilfe einer Universalsprache, die über den Lärm der Welt hinausgeht,
treffen. Dies ist das Ziel des Treffens „Glaube und Musik im Dialog“, das an diesem
Montag in Rom in der Basilika Santa Maria in Aracoeli auf dem Kapitol stattgefunden
hat. Die Ehrengäste dieses Abends, der vom Büro für soziale Kommunikationen des Vikariats
in Rom organisiert wurde, waren der vatikanische „Kulturminister“ Kardinal Gianfranco
Ravasi und der Dirigent Riccardo Muti.
„Die Musik ist nicht Verständnis, sondern
Verzückung“, hatte der berühmte Dirigent während des Treffens gesagt: Sie sei ein
zwischen den Noten verborgenes Licht, das uns der Unendlichkeit näher bringe; viele
lyrische Werke hätten in der Tat trotz ihrer Tragik den Himmel im Fokus. Kardinal
Ravasi sagt in diesem Zusammenhang:
„Die Beziehung zwischen Glaube und Musik
ist quasi die zwischen zwei Schwestern. Beide repräsentieren nicht nur den Ton, nicht
nur das Sichtbare, nicht nur das Hörbare, sondern laden durch die Töne auch dazu ein,
darüber hinauszugehen und eine Nachricht zu empfangen, die eine Stimme und Intensität
hat und die transzendent ist. Aus diesem Grund wenden sich beide der Höhe zu, dem
Geheimnis, dem Jenseitigen und Anderen.“
Die Musik könne dabei tatsächlich
als Instrument zur Hinführung auf die Frohe Botschaft gelten, sagt Ravasi. Das begründet
der Kardinal so:
„Einerseits ist die Musik seit Jahrhunderten mit biblischen
und sakralen Texten verwoben. Denken wir an alle Kompositionen mit religiösem Charakter,
die die Menschheit seit Jahrhunderten und vielleicht auch außerhalb des Christentums
komponiert hat. Deshalb haben Religion und Musik ihren Weg gemeinsam beschritten.
Andererseits muss man sagen: Gerade weil die musikalische Erfahrung eine Erfahrung
ist, die von Natur aus auf die Verzückung, die Selbsthingabe, die Entdeckung der tiefsten
und verborgenen Emotionen ausgerichtet ist, ist sie in einem gewissen Sinn der Versuch,
bis ans Ende der Möglichkeiten zu gelangen, das heißt, bis zu Gott selbst. Deshalb
ist die Musik eine Ankündigung Gottes, die oft auch in denjenigen anklingt, die nie
den Namen Gottes bestätigen wollten.“
Der Abend setzte den Schlussakkord
für eine Reihe von Treffen, die dem Thema Glaube und Musik gewidmet waren. Walter
Insero, der Direktor des Diözesanbüros für Sozialkommunikation:
„Wir wollten
einen Streifzug durch die musikalische Tradition der römischen Pfarreien machen, und
dieser Streifzug wurde mit diesem wunderbaren Treffen gekrönt. Heute Abend haben wir
zwei großartige Referenten, die sich über die Beziehung zwischen Glauben und Musik
ausgetauscht haben. Wir haben das Treffen hier im Herzen Roms abgehalten, um über
die Berufung zu reflektieren: Die Musik bringt den Menschen dazu, über sich selbst
hinauszugehen und auf das Unendliche zu schauen.“