Vatileaks nimmt kein
Ende, immer neue Dokumente kommen ans Tageslicht. Ein Kommentar unseres Redaktionsleiters
Pater Bernd Hagenkord
Die Frage aller Fragen, die im Augenblick im Zusammenhang
mit dem Vatikan gestellt wird, ist die nach einem Machtkampf um den Heiligen Stuhl.
Vertrauliche Dokumente, die veröffentlicht werden, wenig Information zu den Hintermännern
und skandalträchtige Themen: Das ruft nach mehr. Wenn man die Berichterstattung
des Wochenendes hier in Italien als Maßstab nimmt, dann ist tatsächlich ein Machtkampf
im Gange. La Repubblica, eine der großen Zeitungen, hatte zwei Briefe mit der Unterschrift
des Papstsekretärs Georg Gänswein abgedruckt, aber den Inhalt weiß gelassen. Dazu
gab es die Ankündigung (vorgeblich des Maulwurfes selber), dass er den Inhalt nicht
weitergeben wolle, weil es den Papst beschädigen würde, aber wenn nicht dies oder
das bald geschehen würde (Entlassungen bestimmter Personen, Transparenz im Vatikan,
was immer das heißen soll), dann sähe er sich gezwungen, die ganzen Texte weiterzugeben. Das
abzudrucken ist kein Journalismus mehr, das ist Erpressung, das ist Teil eines Machtspiels,
das um den Vatikan herum tobt. Natürlich ist es zu einfach, auf „die Medien“ zu zeigen
und dort Schuldige zu suchen um vom Vertrauensbruch im Vatikan abzulenken. Genauso
einfach ist es aber, sich jetzt zurück zu lehnen und zu sagen „Wir drucken das nur
ab, wir machen die Nachrichten nicht“. Spätestens mit diesem Wochenende wird klar,
dass die Medienseite eben auch zur Geschichte um Vatileaks dazu gehört. Die Strippenzieher
müssen gar nicht einmal im Vatikan selber sitzen. Wir hier in der Redaktion als
Journalisten wehren uns gegen diese Art, zu berichten. Das überschreitet eine journalistische
Linie, auf diese Weise Druck auszuüben ist unprofessionell. Und es hilft überhaupt
nicht bei einer informierten Meinungsbildung.