2012-06-02 10:50:47

Benedikt XVI.: „Wir brauchen einen nahen Gott“


RealAudioMP3 Gott ist nicht abstrakt. Gegen solche Vorstellungen hat sich Papst Benedikt XVI. bei seinen Worten anlässlich des Konzertes im Mailänder Opernhaus La Scala gewandt. Er nahm dabei besonderen Bezug auf das Erdbeben in Norditalien. Angesichts der Naturkatastrophe, die „so viel unverständliche Zerstörung“ über die Region gebracht habe, „Menschenleben gekostet und vielen das Zuhause genommen habe“, scheine die Existenz Gottes „diskutabel“, sagte der Papst nach dem Konzert in seiner zweiten Mailänder Ansprache:

„Ist der gute Vater nur über dem Sternenhimmel? Kommt seine Güte nicht bei uns an? Wir suchen einen Gott, der nicht thront und weit weg ist, sondern der in unser Leben und Leiden eintritt.“

Nur ein solch „naher Gott“ könne Leid lindern, nur eine „tätige“ Brüderlichkeit Erleichterung bringen, fuhr Benedikt XVI. fort:

„Wir brauchen keine irreale Rede von einem fernen Gott und einer nicht verbindlichen Brüderlichkeit. Wir suchen nach dem nahen Gott. Wir suchen eine Brüderlichkeit, die inmitten der Leiden den anderen unterstützt und so hilft, weiter zu gehen.“

Auf dem Programm für das Konzert stand am Freitagabend die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven; Chor und Orchester des weltberühmten Opernhauses dirigierte Daniel Barenboim. Die musikalische Darbietung lobte der Papst als „intensiv und packend“. Weiter ging er im Detail auf die poetische Grundlage der Symphonie, Friedrich Schillers „Ode an die Freude“, ein, von der im Schlusschor der 9. Symphonie die Rede ist: Diese sei eine Einladung an alle Menschen jenseits aller Barrieren und Überzeugungen, so Benedikt XVI.; mit der Vertonung von Friedrich Schillers Werk beschwöre Beethoven eine „ideale Vision der Menschheit“. Es gehe in dem Stück in einem allgemeinen Sinne um ein brüderliches Zusammenleben der Völker und einen Sieg über den Egoismus. Hinzu komme der Wunsch, dass der Gang der Menschheitsgeschichte von Liebe bestimmt sei. Das Opernhaus Scala würdigte der Papst als „musikalischen und kulturellen Referenzpunkt“ für die ganze Welt. Die Rekonstruktion des Opernhauses nach Kriegsende wertete er als „Zeichen der Hoffnung zur Wiederaufnahme des Lebens der ganzen Stadt“ nach den Schrecken des Krieges.

(rv/kna 02.06.2012 pr)








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