Deutscher Botschafter: „Großes Mitgefühl mit dem Papst“
Die sogenannte „Vatileaks“-Affäre
wird natürlich auch von den Diplomaten aus aller Welt beobachtet, die beim Vatikan
akkreditiert sind. Reinhard Schweppe ist seit 2011 deutscher Botschafter beim Heiligen
Stuhl. Er sagte uns an diesem Donnerstag:
„Ich habe großes Mitgefühl mit
dem, was im Vatikan passiert ist; der Heilige Vater, seine Mitarbeiter und der Vatikan
insgesamt gehen durch eine Zeit schwerer Prüfung hindurch. Allerdings könnte ich mir
auf der anderen Seite vorstellen: Jede Krise hat auch die Chance, dass man zu Änderungen
kommt, zu Verbesserungen. Ich halte es für wichtig, dass es jetzt zu einer klaren
Aufarbeitung, Aufklärung des Falles kommt.“
Schweppe kam gleich nach einer
Unterredung im Vatikan zu uns ins Studio; er hat erlebt, dass man im Papst-Palast
besorgt ist über Vatileaks.
„Das ist natürlich ein Gesprächsthema, und auf
dieses Thema bin ich vorhin auch angesprochen worden, ja.“
Berlins Mann
in Rom will dem Heiligen Stuhl keine Ratschläge erteilen – nur soviel: Der Vatikan
sollte die Untersuchung zu Vatileaks mit aller Energie vorantreiben.
„Um
Vertrauen wiederherzustellen, ist es wichtig, dass man zunächst einmal alle Aspekte
sehr genau aufklärt – und dann kann man immer noch entscheiden, was man im einzelnen
macht. Da sind natürlich auch politische Opportunitäten, die zu berücksichtigen sind...
Wir in Deutschland haben in der Vergangenheit ähnliche Fälle erlebt, die auch ähnlich
schlimm waren. Aber am Ende hat das dazu geführt, dass die richtigen Konsequenzen
gezogen wurden.“
Botschafter Schweppe hat registriert, dass der Vatikan
richtiggehend in die Offensive gegangen ist: Interviews in der Vatikanzeitung „Osservatore
Romano“, eine Äußerung von Benedikt XVI. zu Vatileaks, wiederholte Pressekonferenzen
von Papstsprecher Federico Lombardi.
„Ich fand es sehr gut, dass der Heilige
Vater bei der Generalaudienz etwas gesagt hat; denn wir hatten ja vorher mehrere Tage
lang die Situation, dass die Presse hochgegangen ist und auf der anderen Seite im
„Osservatore“ lange Zeit nichts berichtet worden ist. Ich glaube, es war der Substitut
Becciu, der als erster im „Osservatore“ zu der Sache Stellung genommen hat. Und das
zu tun ist richtig!“