2012-05-28 13:05:17

Vor 35 Jahren: Joseph Ratzinger empfängt die Bischofsweihe


RealAudioMP3 Vor 35 Jahren empfing der Priester Joseph Ratzinger seine Bischofsweihe. Die Hauptkonsekratoren an jenem 28. Mai 1977 im Münchner Liebfrauendom waren die Bischöfe von Würzburg und Regensburg Josef Stangl und Rudolf Graber sowie der Münchner Weihbischof Ernst Tewes. Über das Amt des Bischofs hat Joseph Ratzinger bereits als Theologe geschrieben; als Papst floss vieles davon in seine Predigten und Katechesen ein. Hier ein Auszug aus der Predigt am 29. Juni 2009, dem Fest Peter und Paul, zur Verleihung der Pallien an die neuen Erzbischöfe:

„In dem griechischen Wort „epíscopos“ steckt das Verbum „sehen“; so hat man es mit „Aufseher“ übersetzt. Aber gemeint ist natürlich nicht eine äußerliche Beaufsichtigung, wie sie vielleicht einem Gefängniswärter zukommt. Gemeint ist vielmehr ein Sehen aus der Höhe heraus – ein Sehen von der Höhe Gottes her. Ein Sehen von Gott her ist ein Sehen der Liebe, das dem anderen dienen, ihm helfen will, wirklich er selbst zu werden. Christus ist der „Bischof der Seelen“, sagt uns Petrus. Das bedeutet: Er sieht uns von Gott her. Von Gott her sehend überblickt man das Ganze, die Gefahren wie die Hoffnungen und Möglichkeiten. Von Gott her sieht man das Eigentliche, den inneren Menschen.

Wenn Christus der Bischof der Seelen ist, geht es darum, dass die Seele nicht verkümmere im Menschen, dass der Mensch sein Eigentliches, die Fähigkeit zur Wahrheit und zur Liebe nicht verliere. Dass er Gott kennenlerne. Dass er sich nicht in Sackgassen verläuft. Dass er sich nicht in der Isolation verliert, sondern offen bleibt für das Ganze. Jesus, der „Bischof der Seelen“, ist das Urbild alles bischöflichen und priesterlichen Dienstes. Bischof-sein, Priester-sein bedeutet von da aus: den Standort Christi annehmen. Von seiner Höhe her denken, sehen und handeln. Von ihm her für die Menschen da sein, damit sie das Leben finden.

So berührt sich das Wort „Bischof“ ganz eng mit der Bezeichnung „Hirte“, ja, es wird austauschbar damit. Aufgabe des Hirten ist das Weiden, das Hüten und das Führen der Herde zu den richtigen Weideorten. Weiden bedeutet: dafür sorgen, dass die Schafe die rechte Nahrung finden, dass ihr Hunger und ihr Durst gestillt werden. Ohne Bild sagt das: Das Wort Gottes ist die Nahrung, die der Mensch braucht. Das Wort Gottes immer neu gegenwärtig zu machen und so den Menschen Nahrung zu geben, ist Auftrag des rechten Hirten. Und er muss auch den Feinden, den Wölfen zu wehren wissen. Er muss vorausgehen, den Weg zeigen, die Einheit der Herde erhalten.“

(rv 28.05.2012 gs)









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