D/Ukraine: „Bei Fußball-EM hinter Stadionkulissen schauen“
Renovabis-Hauptgeschäftsführer
Stefan Dartmann hat zum Abschluss der Pfingstaktion des katholischen Hilfswerks dazu
aufgerufen, die Menschenrechtsprobleme in der Ukraine nicht aus den Augen zu verlieren.
Für Renovabis sei die schwierige politische Lage in dem osteuropäischen Land aber
kein Anlass, sich zurückzuziehen, sagte er im Münchner Kirchenradio:
„Die
Situation ist ja nicht neu, und es hat in der Presse eine Konzentration auf die Situation
von Frau Timoschenko gegeben. Ich glaube, man sollte durchaus in der Ukraine und in
einer ganzen Reihe von Ostländern die Menschenrechts-Problematik sehen, auch die der
Asylanten, die dort unter sehr schlechten Bedingungen leben müssen. Man sollte das
jetzt aber nicht zum Anlass nehmen, sich zurückzuziehen, denn das schadet den Menschen
am meisten. Sie brauchen nicht weniger, sondern mehr Aufmerksamkeit. Ich würde mir
wünschen, dass alle Menschen, die sich dafür interessieren, was in der Ukraine und
in Polen läuft, eben auch hinter die Stadionkulissen schauen und sich für die Menschen
vor Ort interessieren. Es wäre schön, wenn das der Nebeneffekt dieser Europameisterschaft
wäre.“
Verständnis habe er aber, wenn nicht jeder deutsche oder europäische
Politker zur EM fahre, so der Jesuitenpater weiter:
„Das bedeutet aber
nicht, dass jeder Politiker dorthin fahren muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass
der Politik unseres Bundespräsidenten noch andere folgen werden und das damit begründen
werden, dass sie sich nicht vereinnahmen lassen wollen. Generell glaube ich aber,
dass ein Boykott nicht sinnvoll wäre und hoffe deswegen, dass die Ukraine jetzt große
Aufmerksamkeit bekommt.“
Die 20. Renovabis-Pfingsaktion ist an diesem Sonntag
im Aachener Kaiserdom mit einem Gottesdienst zu Ende gegangen. Das Leitwort der Kampagne
war ein Zitat aus dem Markusevangelium: „Und er stellte ein Kind in ihre Mitte“. Damit
wollte das Hilfswerk den Fokus auf die schwierige Situation von Kindern im Osten Europas
richten. Renovabis stellt nach eigenen Angaben jährlich etwa vier Millionen Euro für
Kinder- und Jugendprojekte in Osteuropa bereit. Der Gesamtetat liege derzeit bei rund
29 Millionen. Bei der zentralen Kollekte am Pfingstsonntag rechne man mit gut fünf
Millionen Euro, das sei ca. ein Sechstel des Jahresetats von Renovabis, erklärte Pater
Dartmann auf Nachfrage.