Kardinal Ravasi: „Schönheit ist eine Universalsprache“
Spiritualität und
Schönheit gehören zusammen. Das ist das Fazit der jüngsten Neuauflage des „Vorhofs
der Völker“, eines Treffens, das der Päpstliche Kulturrat organisiert. Am Wochenende
trafen sich diesmal neben Theologen und den üblichen Gästen des „Vorhofs“ vor allem
Kunstschaffende. Treffpunkt war nämlich die Sagrada Familia im spanischen Barcelona.
Es ging um „Kunst, Schönheit und Transzendenz“, wie der Hauptorganisator des Treffens,
Kardinal Gianfranco Ravasi im Gespräch mit uns sagt.
„Das Thema „Schönheit“
haben wir anhand der Musik erlebbar gemacht. Das Hauptziel des Vorhofs der Völker
besteht gerade darin, die verschiedenen Stimmen in Einklang zu bringen und damit eine
gemeinsame Botschaft zu vermitteln. Das führt dann unweigerlich dazu, dass man dadurch
das Echo des Unendlichen hört. Für uns Gläubige heißt das natürlich, die Stimme Gottes
zu hören. Für andere hingegen kann das einfach eine wunderbare Erfahrung sein.“
Schönheit
sei eine Universalsprache. Es gebe zwar verschiedene Schönheitsmerkmale und jede Kultur
habe andere Maßstäbe, doch alle Menschen hätten ein Schönheitsideal. Dies sei eben
ein Zeichen des Transzendenten, so Kardinal Ravasi.
„Im Mittelalter gab
es in Europa Kathedralen, die anhand eines „musikalischen Alphabets“ erschaffen wurden.
Die Richtlinie war die damalige Kirchenmusik. Schon damals versuchte man das Sinnliche
– also das Unsichtbare – mit dem Fühlenden – also Sichtbaren – zu vermischen. Die
Resultate sieht man heute noch, und sie ziehen weiterhin viele Menschen, auch Nicht-Christen,
an.“
Der „Vorhof der Völker“ wolle keine Elite-Veranstaltung sein, so Ravasi
weiter. Deshalb stünden die Zusammenkünfte einem breiten Publikum offen.
„Wir
hoffen sehr, dass unser Blick nach Gott, den wir beim „Vorhof der Völker“ herstellen,
auch dazu verleitet, unsere Mitmenschen genauer zu betrachten. Dass wir nach Barcelona
gekommen sind, möchte auch ein besonderes Zeichen sein. Diese Stadt gilt als sehr
säkular, doch auch eine solche Metropole verdient es, genauer betrachtet zu werden,
um auch dort die Schönheit des Schöpfers sehen zu können.“