Die USA sollen auch
weiterhin Einwanderer willkommen heißen: Dazu hat Papst Benedikt am Freitag ermutigt.
Auch die Kirche solle das religiöse Erbe von hispanischen, asiatischen oder afrikanischen
Immigranten wertschätzen – und weiter für eine Reform der US-Einwanderungsgesetze
eintreten.
„Es gehört zu den besten Traditionen der Kirche in Amerika, etwas
für die Einwanderer zu tun! Die Katholiken der USA heißen die Wellen neuer Einwanderer
sehr großzügig willkommen, geben ihnen seelsorgliche und karitative Hilfe und setzen
sich dafür ein, dass ihre Lage legal wird, auch was die Familienzusammenführung betrifft.
Schon seit langem streiten die amerikanischen Bischöfe auch für eine Reform der Einwanderungspolitik:
Das ist natürlich ein schwieriges und komplexes Thema, aber nicht nur vom politischen,
sozialen oder wirtschaftlichen, sondern vor allem vom menschlichen Standpunkt aus!
Der Kirche liegt das sehr am Herzen: Immigranten brauchen gerechte Behandlung und
eine Verteidigung ihrer Menschenwürde.“
Der Papst sprach im Vatikan zu
US-Bischöfen orientalischer Kirchen, zu denen viele Einwanderer gehören. Nur Stunden
vor der Papstrede vom Freitag war bekannt geworden, dass in den USA weiße Eltern zum
ersten Mal weniger Babys bekommen als Eltern aus ethnischen Minderheiten. 50,4 Prozent:
Das ist der Anteil der Kinder „mit Migrationshintergrund“, die zwischen Juli 2010
und 2011 in den USA zur Welt kamen. Die Zahlen stehen für eine Trendwende: weg von
den weißen „Baby-boomern“, hin zu Hispanics bzw. zu Nachfahren von Afrikanern oder
Asiaten.
„Die Kirche in Amerika ist auch heute dazu aufgerufen, das reiche
Glaubens- und Kulturerbe aufzunehmen, das Amerikas viele Einwanderergruppen mit sich
bringen, darunter auch Einwanderer aus euren Riten. Es ist besonders wichtig, aus
den Kulturen innerhalb eurer Ortskirchen eine Gemeinschaft zu bilden. Bei diesem Dienst
der Einheit geht es um mehr als nur darum, sprachliche Vielfalt zu respektieren. Es
geht auch darum, dass die Gläubigen selbst noch einen tieferen Sinn dafür entwickeln,
dass ihre Einheit im apostolischen Glauben wichtig ist, und dass sie auch Verantwortung
haben für die Mission der Kirche in den Vereinigten Staaten. Man sollte diese Herausforderung
nicht unterschätzen! Das ungeheure Versprechen und die vibrierende Energie einer neuen
Generation von Katholiken warten nur darauf, etwas für die Erneuerung des kirchlichen
Lebens und der amerikanischen Gesellschaft zu tun.“
Mit deutlicher Sorge
warnte Papst Benedikt XVI. vor „Kräften der Zersplitterung innerhalb der Kirche, die
ein immer größeres Hindernis für ihre Mission in den USA darstellen“. Jeder Einzelne
„und die verschiedenen kirchlichen Verbände“ sollten sich stärker um Einheit bemühen
„und mit Blick auf die drängenden Probleme der Gegenwart mit einer Stimme sprechen“.
Im Präsidentenwahljahr zeigt sich bei politischen Fragen, etwa bei der Haltung zu
Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform, immer wieder, dass die Haltung der US-Bischöfe
von einzelnen katholischen Gruppen – in diesem Fall von den Frauenorden und den Jesuiten
– nicht mitgetragen wird. Mit Blick auf eine Vatikan-Untersuchung beim Dachverband
der US-Frauenorden versicherte Benedikt XVI. allerdings an diesem Freitag auch, er
wisse den Einsatz des weitaus größten Teils der Ordensfrauen in den Staaten zu schätzen.