2012-05-17 15:01:10

Syrien: „UNO könnte Einigung erreichen“


RealAudioMP3 In Syrien werden bald alle UNO-Beobachter ihren Dienst starten können. Das teilte der Sprecher der Beobachter, Hassan Saklawi, der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag in Damaskus mit. Aktuell nehmen 236 unbewaffnete Militärs und 71 Zivilisten an dem Einsatz teil. Bis Freitagabend würden zusätzliche Kräfte erwartet. Der Jesuitenpater Ziad Hilal aus der syrischen Stadt Homs ist derzeit in Mannheim beim Katholikentag zu Besuch. Unser Korrespondent vor Ort P. Bernd Hagenkord hat ihn nach der Lage in der Stadt gefragt.

„Man kann sagen: Seit die UNO-Beobachter am 10. April nach Homs gekommen sind, hat sich die Lage im Vergleich zu vorher gebessert. Aber man hört weiterhin Schüsse, es kommt auch zu gelegentlichen Kämpfen zwischen den beiden Lagern, also der Armee auf der einen und den Rebellen auf der anderen Seite.“

Wie geht es den Christen dort? Stehen sie zwischen allen Stühlen? Natürlich wollen auch sie Demokratie, auf der anderen Seite fürchten sie sich vor Unsicherheit. Wie geht es den christlichen Gemeinden dort?

„Man muss wissen: Es gibt in Homs viele christliche Stadtviertel, oder zumindest mit einer christlichen Mehrheit. Diese Viertel sind jetzt fast leer; man hat in den letzten Wochen nur noch 360 Familien in diesen Vierteln gezählt. Es gibt aber andere Stadtviertel, die unter der Kontrolle der regulären Armee stehen: Hier sind viele Christen geblieben, sie mussten nicht gehen. Man muss auch ganz klar sehen: Natürlich gibt es viele Christen, die für die Regierung sind, aber es gibt auch viele, die für die Opposition sind! Es gibt auch Christen, die sind weder für das eine noch für das andere – die wollen einfach nur das Land verteidigen. Ich kann sagen, dass die Christen in Syrien sich in nichts von anderen syrischen Bürgern unterscheiden: Sie leben diesen Moment, diese Situation.“

Wie sieht es denn im Augenblick mit der Gewalt aus? Wir hören, dass sie übergreift auf den Libanon – gibt es denn eine Perspektive, dass die Gewalt aufhören könnte, oder ist zu befürchten, dass ohne einen Regimewechsel gar nichts passiert?

„Die meisten Christen, die in Homs waren, sind zunächst in die Dörfer im Umfeld – das Tal der Christen – oder nach Aleppo ausgewichen; aber es gibt auch einige, die sind in den Libanon gegangen. Das Gleiche gilt für Muslime: Auch von ihnen sind viele aus Homs ins Umland oder in andere Städte gegangen, und viele von ihnen sind in den Libanon gegangen. Für ein Ende der Gewalt wird man eine Vereinbarung zwischen dem jetzigen Regime und der Opposition brauchen. Das Problem ist, dass man es noch nicht einmal schafft, Verhandlungen zu beginnen.“

Was genau ist dieses Tal der Christen?

„Das ist eine Region, etwa fünfzig Kilometer westlich von Homs. Dort gibt es eine christliche Bevölkerungsmehrheit.“

Und das ist das Rückzugsgebiet?

„Nicht ganz: Die meisten der Christen von Homs haben zwei Häuser, eines in Homs und eines in den Bergen in diesem Tal der Christen.“

Wie sehen Sie die nähere Zukunft für Syrien? Was, glauben Sie, wird in der nächsten Zeit passieren?

„Ich kann das nicht vorhersehen – ich bin noch kein Prophet! Ich hoffe aber, dass dieses Land den Frieden findet und ein Abkommen, das Frieden und Sicherheit garantiert. Aus meiner Sicht müsste man zuerst die Provokationen der Medien und die Interventionen aus dem Ausland einstellen, die Syrien nicht helfen; und dann müsste man wirklich zu Verhandlungen zwischen Regime und Opposition ermuntern. Die UNO könnte, wenn sie ihre Mission hartnäckig fortsetzt, wirklich eine Einigung erreichen….“

(rv 03.05.2012 mg/sk)








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