In Syrien werden bald
alle UNO-Beobachter ihren Dienst starten können. Das teilte der Sprecher der Beobachter,
Hassan Saklawi, der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag in Damaskus mit. Aktuell
nehmen 236 unbewaffnete Militärs und 71 Zivilisten an dem Einsatz teil. Bis Freitagabend
würden zusätzliche Kräfte erwartet. Der Jesuitenpater Ziad Hilal aus der syrischen
Stadt Homs ist derzeit in Mannheim beim Katholikentag zu Besuch. Unser Korrespondent
vor Ort P. Bernd Hagenkord hat ihn nach der Lage in der Stadt gefragt.
„Man
kann sagen: Seit die UNO-Beobachter am 10. April nach Homs gekommen sind, hat sich
die Lage im Vergleich zu vorher gebessert. Aber man hört weiterhin Schüsse, es kommt
auch zu gelegentlichen Kämpfen zwischen den beiden Lagern, also der Armee auf der
einen und den Rebellen auf der anderen Seite.“
Wie geht es den Christen
dort? Stehen sie zwischen allen Stühlen? Natürlich wollen auch sie Demokratie, auf
der anderen Seite fürchten sie sich vor Unsicherheit. Wie geht es den christlichen
Gemeinden dort?
„Man muss wissen: Es gibt in Homs viele christliche Stadtviertel,
oder zumindest mit einer christlichen Mehrheit. Diese Viertel sind jetzt fast leer;
man hat in den letzten Wochen nur noch 360 Familien in diesen Vierteln gezählt. Es
gibt aber andere Stadtviertel, die unter der Kontrolle der regulären Armee stehen:
Hier sind viele Christen geblieben, sie mussten nicht gehen. Man muss auch ganz klar
sehen: Natürlich gibt es viele Christen, die für die Regierung sind, aber es gibt
auch viele, die für die Opposition sind! Es gibt auch Christen, die sind weder für
das eine noch für das andere – die wollen einfach nur das Land verteidigen. Ich kann
sagen, dass die Christen in Syrien sich in nichts von anderen syrischen Bürgern unterscheiden:
Sie leben diesen Moment, diese Situation.“
Wie sieht es denn im Augenblick
mit der Gewalt aus? Wir hören, dass sie übergreift auf den Libanon – gibt es denn
eine Perspektive, dass die Gewalt aufhören könnte, oder ist zu befürchten, dass ohne
einen Regimewechsel gar nichts passiert?
„Die meisten Christen, die in Homs
waren, sind zunächst in die Dörfer im Umfeld – das Tal der Christen – oder nach Aleppo
ausgewichen; aber es gibt auch einige, die sind in den Libanon gegangen. Das Gleiche
gilt für Muslime: Auch von ihnen sind viele aus Homs ins Umland oder in andere Städte
gegangen, und viele von ihnen sind in den Libanon gegangen. Für ein Ende der Gewalt
wird man eine Vereinbarung zwischen dem jetzigen Regime und der Opposition brauchen.
Das Problem ist, dass man es noch nicht einmal schafft, Verhandlungen zu beginnen.“
Was
genau ist dieses Tal der Christen?
„Das ist eine Region, etwa fünfzig Kilometer
westlich von Homs. Dort gibt es eine christliche Bevölkerungsmehrheit.“
Und
das ist das Rückzugsgebiet?
„Nicht ganz: Die meisten der Christen von Homs
haben zwei Häuser, eines in Homs und eines in den Bergen in diesem Tal der Christen.“
Wie
sehen Sie die nähere Zukunft für Syrien? Was, glauben Sie, wird in der nächsten Zeit
passieren?
„Ich kann das nicht vorhersehen – ich bin noch kein Prophet!
Ich hoffe aber, dass dieses Land den Frieden findet und ein Abkommen, das Frieden
und Sicherheit garantiert. Aus meiner Sicht müsste man zuerst die Provokationen der
Medien und die Interventionen aus dem Ausland einstellen, die Syrien nicht helfen;
und dann müsste man wirklich zu Verhandlungen zwischen Regime und Opposition ermuntern.
Die UNO könnte, wenn sie ihre Mission hartnäckig fortsetzt, wirklich eine Einigung
erreichen….“