Das vatikanische Geldinstitut
IOR öffnet sich für ausländische Diplomaten: Am Dienstag war eine Gruppe von rund
30 beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern hinter den dicken Mauern der Bank,
um sich selbst ein Bild zu machen. Das IOR stellte sich den Diplomaten mit seiner
Arbeitsweise und speziell mit den neuen Regeln für mehr Transparenz und gegen Geldwäsche
vor, die Papst Benedikt dem IOR vor gut einem Jahr gab. Der Einladung des Heiligen
Stuhles war auch der österreichische Botschafter Alfons M. Kloss nachgekommen, den
wir nach seinen Eindrücken fragten.
„Alle Botschafter, die gestern bei
der Veranstaltung waren, haben es als sehr positiv empfunden, dass die Leitung des
IOR hier eine Art von Informationsveranstaltung organisiert hat. Es war eine glaubhafte
und überzeugende Präsentation. In den Medien ist ja immer alles mögliche vermutet
worden, was vielleicht wie geschehen sollte oder nicht passiert, und ich denke, jeder
Schritt, wo eine Tür geöffnet wird, ist positiv, weil damit ein allenfalls vermutetes
Mysterium beseitigt wird. Man bekommt Einblick, man bekommt Fakten, es geht um Information.“
Dem
IOR wäre auch damit gedient, wenn nicht nur Diplomaten, sondern auch Journalisten
und somit die Öffentlichkeit aus erster Hand über den neuen Weg der Transparenz der
Geldflüsse im Vatikan informiert würde, sagt Botschafter Kloss und schlägt vor:
„Ich
denke, dass es auch sicher sehr nützlich wäre, wenn man eine ähnliche Veranstaltung
mit ausgesuchten Medienvertretern machen könnte, einfach um zu zeigen, dass hier vieles
geschieht und Bemühungen im Gang sind, um sich in diesem Gesamtfluss von internationalen
Anstrengungen in diesem Bereich einzugliedern.“
Erst vergangene Woche hat
der Heilige Stuhl die akkreditierten Botschafter in die päpstliche Sommerresidenz
Castelgandolfo eingeladen. Welche Art von Begegnung war das?
„Es gibt die
schöne Tradition des Heiligen Stuhles für die hier akkreditierten Botschafter, immer
wieder auch Veranstaltungen zu machen, wo der Kardinalstaatssekretär persönlich einlädt
oder auch kulturelle interessante Institutionen des Heiligen Stuhles präsentiert.
Letztes Jahr war das die Vatikanische Bibliothek und ein Teil der Museen, nachher
ein Empfang. Heuer war das besonders schön und von den Diplomaten besonders geschätzt
eine Einladung nach Castelgandolfo, wo wir nicht nur die wunderbaren Gärten gesehen
haben, sondern auch die Sternwarte, die von Jesuiten betrieben wird. Das war eine
sehr schöne und inhaltlich interessante Führung, danach ein schöner Empfang, wo eine
Reihe von Vertretern des Heiligen Stuhles mit den Diplomaten zusammen waren, es ist
auch immer eine schöne Gelegenheit, dann auch in diesem einzigartigen Rahmen. Gerade
die Sternwarte, wie die Jesuiten mit dem großen Fernrohr irgendwie dem Weltall und
dem Urgrund der Schöpfung auf der Spur sind: Ich habe gefunden, das ist ein schönes
Symbol dafür, dass sich dieser Schwerpunkt genau dort befindet.“
Sie sind
ein erfahrener Diplomat und waren unter anderem auch schon Botschafter in Italien.
Wie schätzen Sie die Aktivitäten des Heiligen Stuhles für die Botschafter ein: findet
dergleichen öfter oder auf andere Weise statt als in anderen Staaten?
„Jeder
Staat pflegt seine eigene Identität in solchen Aktivitäten. In Österreich gibt es
zum Beispiel die Übung eines Diplomaten-Schiausfluges – also jeder prägt es auch mit
seiner eigenen Marke. natürlich ist es hier beim Heiligen Stuhl einfach im Hinblick
auf die Besonderheit und die wunderbaren Institutionen und Orte, wenn ich nur an die
Vatikanischen Museen denke, die man hier einbeziehen kann in so eine Einladung, bekommt
das eine besonders schöne Note. Ich kann schon sagen, dass man im Vergleich zu anderen
Ländern, wo ich auch akkreditiert war, sagen kann, dass die Veranstaltungen, die der
Heilige Stuhl für die Diplomaten macht, besonders sorgfältig vorbereitet, ausgewählt
und auch durchgeführt werden. Es ist eine sehr bereichernde Möglichkeit für die Diplomaten,
mit dem Heiligen Stuhl und seinen Vertretern bei solchen Gelegenheiten zusammen zu
sein.“
Für kommende Woche hat der Heilige Stuhl noch eine zweite IOR-Begehung
für Botschafter angesetzt.