2012-05-15 12:28:04

Kardinal Koch: „Noch Nachholbedarf“


RealAudioMP3 Nicht überall in der katholischen Kirche ist das positive Verhältnis zum Judentum schon Realität. Das hat der Vatikan-Verantwortliche für den Dialog mit dem Judentum, Kardinal Kurt Koch, im Gespräch mit Radio Vatikan eingeräumt. Dabei kam das Konzilsdokument „Nostra Aetate“, das die Beziehung der Kirche zum Judentum auf eine neue Basis stellte, vor mittlerweile 50 Jahren heraus. Der Schweizer Kurienkardinal, der den päpstlichen Einheitsrat leitet und in dieser Funktion auch den Dialog des Heiligen Stuhles mit dem Judentum verantwortet, spricht am Mittwoch an der päpstlichen Dominikaner-Universität Angelicum in Rom über „Nostra Aetate“. Vorab sagte uns der frühere Dogmatik-Professor, es gebe innerhalb der katholischen Kirche bis heute keine einheitliche Anschauung über das Judentum.

„Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Diözesen, die sehr aktiv sind und sogar Gesprächskommissionen haben. Das gilt beispielsweise für die Schweiz. Ich stelle aber auch immer wieder fest, dass doch einiger Nachholbedarf noch besteht in Verkündigung, Religionsunterricht und Predigt, wenn es darum geht, die Bedeutung der jüdischen Wurzeln in unserem Glauben hervorzuheben. Ich denke vor allem auch an die stiefmütterliche Behandlung, die manchmal das Alte Testament in der Liturgie einnimmt.“

Nach 50 Jahren dürfe man „dankbar zurückblicken“ auf das, was seit „Nostra Aetate“ im Dialog mit dem Judentum alles geschehen ist, weil, sagte uns Kardinal Koch,

„Nostra Aetate die Grundlage einer ganz neuen Beziehung zum Judentum gelegt hat, indem es auf der einen Seite Antisemitismus abwehrt, und auf der anderen Seite die jüdischen Wurzeln des Christentums in Erinnerung ruft.“

Gerade Papst Benedikt XVI. und sein Vorgänger Johannes Paul II. legten großen Wert auf eine positive Beziehung zum Judentum. Beide waren nicht nur am Dialog interessiert, sondern setzten auch bewusste Gesten der Freundschaft, erinnert der Schweizer Kardinal.

„Johannes Paul war der erste Papst, der eine jüdische Synagoge besucht hat. Er war in Auschwitz und an der Klagemauer in Jerusalem und hatte auch die Oberrabbiner getroffen. Das gilt ebenso für Papst Benedikt, der in diesen sieben Jahren all das schon getan hat. Er ist ja der Papst, der bisher am meisten Synagogen besucht hat. Das zeigt natürlich, wie sehr ihm die Versöhnung zwischen Juden und Christen am Herzen liegt.“

Was die Lage im Heiligen Land und um Nahen Osten generell anlangt, wünscht sich Kardinal Koch mehr jüdischen Einsatz für diskriminierte Christen.

„Ich glaube, dass die guten Beziehungen der katholischen Kirche mit den Juden auch helfen, die schwierige Situation der Christen im Nahen Osten auch aus jüdischer Seite wahrzunehmen und Zeichen der Solidarität zu setzen. Dieser Dialog hilft in dieser Hinsicht sicher dazu.“

Am Wochenende reist Kardinal Koch nach Einsiedeln; dort nimmt an der Wallfahrtsveranstaltung des Hilfswerks „Kirche in Not“ teil. Diese Wallfahrt in der Schweiz ist als Solidaritätsaktion für die Christen in den arabischen Ländern gedacht.

(rv 15.05.2012 mg)








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