2012-05-15 13:49:27

Italien: Vatikan begrüßt Untersuchung an Grab von Gangsterboss


Der Vatikan begrüßt die Öffnung des Grabes von Gangsterboss Enrico De Pedis in einer römischen Kirche. Die Exhumierung sei notwendig gewesen, „damit alle möglichen Schritte für die Durchführung und den Abschluss der Ermittlungen unternommen werden“, heißt es in einer am Montagabend vom Vatikan verbreiteten Erklärung von Vatikansprecher Federico Lombardi. Die italienischen Richter könnten weiterhin auf die „volle Zusammenarbeit der kirchlichen Stellen“ zählen.

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft und mit Zustimmung des Bistums Rom war am Montag der in der römischen Basilika Sant'Apollinare gelegene Marmorsarkophag geöffnet und untersucht worden. Der 1990 erschossene De Pedis, Chef der berüchtigten Magliana-Bande, war mit der Entführung der Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi im Jahr 1983 in Verbindung gebracht worden. Anonyme Zeugen hatten behauptet, in seinem Grab fänden sich Hinweise zum Verschwinden des Mädchens. Der Bruder der Verschwundenen, Pietro Orlandi, hatte dem Vatikan vorgeworfen, wichtige Hinweise zur Aufklärung übergangen zu haben. Mitte April willigte der Vatikan in die Exhumierung des Leichnams ein.

„Fall Orlandi“
Der „Fall Orlandi“ gehört zu den spektakulärsten Kriminalfällen Italiens. Nach dem Verschwinden der damals 15-jährigen Tochter eines Vatikan-Angestellten meldeten sich angebliche Entführer, die eine Freilassung des Papstattentäters Ali Agca forderten. Alle Nachforschungen blieben ohne Ergebnis. Später hieß es, das Mädchen sei von De Pedis' Bande im Auftrag entführt und wenig später getötet worden. Nach einer anderen These soll Orlandi in die Türkei verschleppt worden sein und zumindest vor wenigen Jahren noch gelebt haben.

Graböffnung
Nach der Öffnung des Grabes berichteten italienische Medien unter Berufung auf inoffizielle Quellen, Fingerabdrücke hätten die Identität des Toten mit De Pedis bestätigt. Neben dem Sarg habe sich zudem ein Behältnis mit anderen sterblichen Resten befunden. Das Material werde jetzt analysiert.

De Pedis soll in den nächsten Tagen auf einem römischen Friedhof wieder bestattet werden. Unklar ist, wie der Gangsterboss überhaupt in einer Kirche beigesetzt werden konnte. Dieses Privileg erhalten sonst nur Bischöfe und höhere Geistliche. Die Genehmigung soll der damalige Kardinalvikar des Bistums Rom, Ugo Poletti, erteilt haben. Sant'Apollinare liegt wenige Schritte von der Piazza Navona und ist die Universitätskirche der Opus Dei-Hochschule Santa Croce.

(kna 15.05.2012 gs)







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