Schweiz/Frankreich: Konfliktbegrenzung bei der Caritas
„Wir bemühen uns um Konfliktbegrenzung“: So reagiert Odilo Noti von Caritas Schweiz
auf die neuen Statuen von Caritas Internationalis. Der Dachverband von 165 nationalen
Caritas-Verbänden soll stärker als bisher der Aufsicht der römischen Kurie unterliegen.
Ein entsprechender vatikanischer Erlass ist am 2. Mai veröffentlicht worden. Noti
betont dazu, die Schweizer Caritas wolle „jede Eskalationsstrategie“ vermeiden. Eigentlich
sei Caritas Internationalis „eher ein Sekretariat“ und „ein relativ kleines Büro“
mit einem „begrenzten Einfluss“. „Dieser dürfte gegen Null sinken, wenn das Sekretariat
eine andere Politik verfolgt als die nationalen Mitglieder des Caritas-Netzes“, so
Noti. Die „aufgezwungenen Statuten“ beträfen „das Engagement und den Auftrag von Caritas
Schweiz in keiner Weise“; man wolle sich nicht „in innerkirchliche Frontstellungen
begeben“, sondern werde weiter „unseren Mitgliederbeitrag an Caritas Internationalis
bezahlen – solange dieser unserem Leitbild entsprechend verwendet wird“. Caritas Schweiz
sei im übrigen „nach Schweizer Recht, nämlich dem Zivilgesetzbuch, organisiert“.
Der
Präsident von Caritas Frankreich sieht die verstärkte Aufsicht von Caritas
Internationalis durch den Vatikan kritisch. „Dadurch wird die Autonomie der Caritas
stark eingeschränkt“, sagte François Soulage der katholischen Tageszeitung „La Croix“.
Bei diesem Vorgehen stehe nicht mehr eine Harmonisierung mit dem kirchlichen Lehramt
im Vordergrund. Es sei „eine Form der Übernahme“ durch den Vatikan, so der Caritas-Präsident.
Soulage sagte, dieser Schritt, mit dem der Vatikan die für ihn härteste Linie fahre,
komme für ihn nicht überraschend. „Das ist nicht schockierend, aber es ist schade“,
so der Caritas-Präsident.