Die Spirale der Gewalt
in Syrien durchbrechen – dazu hat der Apostolische Nuntius in Damaskus, Erzbischof
Mario Zenari, im Interview mit Radio Vatikan aufgerufen. Papst Benedikt XVI. hatte
den jüngsten Anschlag von Damaskus verurteilt und die internationale Gemeinschaft
dazu aufgerufen, sich entschiedener für die Umsetzung des Annan-Friedensplanes einzusetzen
und weitere Beobachter der Vereinten Nationen in das Land zu schicken. Derzeit halten
sich zwischen 100 bis 120 solcher UNO-Beobachter im Land auf. Der Papst werde ständig
über die Vorgänge in Syrien unterrichtet; Benedikt XVI. teile den Schmerz des syrischen
Volkes, so Nuntius Zenari. Er schließt sich dem Appell des Papstes an:
„Die
internationale Gemeinschaft darf jetzt vor allem nicht die Hände in den Schoss legen.
Hier und da bemerkt man da doch etwas Müdigkeit. Die Staaten haben natürlich ihre
Probleme, haben die Wahlen, finanzielle Sorgen… Aber dies ist der Moment, in dem die
Staatengemeinschaft nicht lockerlassen darf und neu Kraft sammeln muss, denn ich denke,
dass Syrien allein keinen Ausweg aus dieser Krise findet. Der Friedensplan von Kofi
Annan kann Hoffnung geben, weil er von beiden Seiten unterschrieben und von der internationalen
Gemeinschaft und dem Sicherheitsrat besiegelt wurde. Alle müssten sich daran klammern,
bis ein Ende der Gewalt und Verhandlungen in Sicht kommen.“
Zur Attacke
in Damaskus, bei der bis zu 70 Menschen getötet und Hunderte verletzt wurden, soll
sich inzwischen eine Islamistenorganisation bekannt haben, die in Verbindung mit El
Kaida stehen soll. In einer mutmasslichen Erklärung der „Al-Nusra Front“ gab die Gruppierung
an, der Anschlag sei die Rache für den Beschuss von Wohnvierteln; das Regime müsse
das „Massakrieren des sunnitischen Volkes beenden oder die Konsequenzen tragen“.
Auch
in Aleppo war am Freitag eine Autobombe in der Nähe des Sitzes der Baath-Partei explodiert.
Woher bekommen solche und andere gewaltbereite Gruppen in Syrien die Waffen? Auch
die Gewalt in Syrien ist keine Ausnahme, wenn es um die Profite der Waffenindustrie
und Waffenhändler geht. Dazu Nuntius Zenari:
„Die internationale Gemeinschaft
muss sich auch dafür einsetzen, dass ein möglicher Handel mit Waffen unterbunden wird,
denn wenn Waffen hineinkommen, gibt es Gewalt und Blutvergießen. Man muss hier eine
Verhandlungslösung finden. Und wir müssen uns dafür einsetzen, dass unter dieser Bleiglocke,
die wir hier in diesen Tagen erleben, nicht die christliche Hoffnung stirbt und dass
die bekehrt werden, die hier mit Waffen handeln und Verfolgung und Auslöschung im
Sinne haben.“
Der melkitische Patriarch Gregorius III. Laham definierte
den Angriff in Damaskus vom Freitag, bei dem auch die melkitische Kathedrale beschädigt
wurde, als „beispiellose Barbarei“. Auch er forderte die Weltgemeinschaft auf, unverzüglich
zur Beilegung des Konfliktes beizutragen.