Proteste gegen die
Rückkehr von Wladimir Putin ins russische Präsidentenamt dauern an. Allein am Mittwoch
wurden nach Angaben der Agentur afp mindestens 50 Menschen verhaftet, die sich auf
dem Puschkin-Platz in der russischen Hauptstadt versammelt hatten. Es sei zwar nicht
sein Bereich - aber er habe den Eindruck, dass in Russland einiges in Gang gekommen
sei: Das sagte der frühere Päpstliche Nuntius in Moskau, Antonio Mennini, jetzt im
Interview mit dem Schweizer Radio Gloria. Mennini, mittlerweile auf Posten in London,
erhielt am Mittwoch im schweizerischen Fribourg den ökumenischen Preis „Silberne Rose
des Heiligen Nikolaus“, da er als ehemaliger Vatikanbotschafter in Moskau sehr viel
zum ökumenischen Dialog beigetragen habe.
„Es gehört nicht zu meiner Aufgabe,
die politische Situation in einem Land wie Russland zu kommentieren. Dennoch möchte
ich sagen, dass die Erfahrungen aus verschiedenen anderen Ländern uns zeigen, dass
Internet und allgemein die Kommunikation heute wichtiger denn je sind. Deshalb glaube
ich, dass auch in Russland durch die neuen Kommunikationstechnologien positive Fortschritte
gemacht werden. Ich glaube nicht, dass Herr Putin an sich eine schlechte oder gar
böse Person ist. Als Präsident hat er die Aufgabe, auf die Stimme des Volkes zu hören
und entsprechenden Wünschen Raum zu geben.“
Erzbischof Mennini war von
2002 bis 2010 Nuntius in der russischen Hauptstadt. Menninis Ehrung fand im Rahmen
einer Premiere in der Schweiz statt: Erstmals trafen sich katholische und orthodoxe
Bischöfe der Eidgenossenschaft zusammen. Möglich wurde das Treffen dank dem Institut
für Ökumenische Studien der Universität Fribourg.
„Ich selber fühle mich
sehr klein im Vergleich zu der Ehrung, die ich erhalten durfte. Aber diese Auszeichnung
gilt ja nicht nur mir sondern allen, die mir bisher zur Seite standen und stehen.
In Russland habe ich sehr viele Freundschaften geschlossen. Ich denke beispielsweise
an den damaligen Staatssekretär, mit dem wir sehr viele Projekte erarbeitet haben.
Damit haben wir es geschafft, eine freundschaftliche Atmosphäre zwischen Katholiken
und Orthodoxen zu schaffen.“
Die Lage in Russland habe sich aber eindeutig
verbessert, stellt Erzbischof Mennini fest.
„Als ich nach Russland kam,
habe ich als erstes die Zulassung für orthodoxe Studenten an katholischen Bildungseinrichtungen
ermöglicht. Das wurde sehr geschätzt, weil sie damit die Möglichkeit hatten, die katholische
Spiritualität zu lernen.“
Die größte Herausforderung im ökumenischen Dialog
sei, die Hoffnungslosigkeit zu überwinden, fügt Mennini an.
„Manchmal hört
man wichtige Kirchenvertreter, die sagen, dass das ökumenische Gespräch geblockt sei.
Das ist nicht meine Meinung. Es gibt so viele Beispiele von ökumenischen Projekten,
die funktionieren. Eine zweite Sache ist, dass wir stärker für die Einheit der Christen
beten sollten. Wir wissen nicht wie und wann diese Einheit kommen wird.“