An diesem Montag haben
in Syrien Parlamentswahlen stattgefunden. 250 Parlamentarier sollten nach dem Inkrafttreten
der neuen Verfassung gewählt werden. Vom Westen als Farce kritisiert nennt die Regierung
Assad das echte Demokratie. Christiano Tinazzi ist als Korrespondent von Radio Vatikan
vor Ort.
„Im Augenblick müssen wir feststellen, dass die Stimmbeteiligung
nicht sehr hoch ist. Es sind sicherlich unter 10 Prozent. Alawiten und Christen stehen
bewaffneten Männern gegenüber. Und deshalb fragen sie sich, weshalb sie überhaupt
zu den Wahlen hingehen sollten. Gestern gab es Kämpfe im Süden des Landes
und zwar an der Grenze zum Irak. Der Waffenstillstand wird von allen Seiten gebrochen.
Nicht nur die syrische Armee macht da eine Ausnahme, auch die Opposition unternimmt
nichts, damit die Gewaltwelle gestoppt wird. In Damaskus ist die Lage sehr
ruhig. Nur in den Außenbezirken findet man Unruhen. Denn dort hat die Regierung ihre
Kontrolle verloren. Das gilt auch für Städte wie Homs. Die UNO hat festgestellt, dass
dort, wo die Sunniten oder Salafisten die Mehrheit bilden, überhaupt niemand zu den
Wahllokalen hingegangen ist.“
Zum ersten Mal seit der Machtübernahme der
Baath-Partei vor beinahe 50 Jahren bewarben sich Kandidaten verschiedener Parteien
um die Stimmen der Wähler. Mit der neuen Verfassung ist die automatische Führungsrolle
der Baath-Partei Assads nicht mehr festgeschrieben. Sieben Parteien haben Kandidaten
aufgestellt, die Mehrheit der Kandidaten gehört aber weiterhin der Baath- oder anderen
Regierungsparteien an. Die Bischöfe der verschieden christlichen Konfessionen hatten
in einer Botschaft alle Bürger zur Teilnahme an der Wahl für die Nationalversammlung
aufgerufen.