Viele Menschen in Österreich haben „kein allzu positives Bild“ von Priestern. „Kein
Wunder, vergeht doch kaum eine Woche ohne irgendeinen Medienbericht über wirkliche
oder angebliche Skandale“. Das schreibt der Wiener Kardinal Christoph Schönborn in
einem Zeitungsartikel zum Welttag der geistlichen Berufe an diesem Sonntag. Medien
hätten berichtet, 80 Prozent der Österreicher seien gegen den „Pflichtzölibat“ für
Priester; „aus vielen Gesprächen entnehme ich, dass diese Zahl wahrscheinlich stimmt,
zumindest oberflächlich“, so der Wiener Erzbischof. Anders sehe es nämlich aus, wenn
die Frage etwas tiefer gehe. Er erlebe oft - so der Kardinal -, dass sich „erstaunlich
viele junge Menschen zumindest gelegentlich“ die Frage stellten, „ob Gott sie zu einem
geistlichen Beruf ruft“. Viele gingen dann diesen Weg doch nicht; bei denen aber,
die sich dazu entschieden, kämen meistens mehrere Faktoren zusammen: Zuerst der ganz
persönliche Ruf Gottes; dann ein gutes Umfeld, in dem es Menschen gebe, die zu diesem
Beruf ermutigten und sich freuten, wenn ein junger Mann sich für den Priesterberuf
entscheide; dann die Bereitschaft zum Akzeptieren des Zölibats. Der Kardinal wörtlich:
„Ohne Verzicht, ohne Opfer gibt es keine gute Ehe und keine guten Priester, aber wer
ganz für Gott und ganz für die Menschen da ist, kann ein erfülltes, geglücktes Priesterleben
haben.“