Es ist eine eingeführte
römische Tradition: Am vierten Sonntag der Osterzeit, dem sogenannten Gute-Hirten-Sonntag,
werden im Bistum des Papstes Priester geweiht. Benedikt XVI. machte an diesem Sonntag
im Petersdom neun Diakone zu Priestern – und riet ihnen, an der biblischen Gestalt
des guten Hirten Mass zu nehmen. Er stehe für die Mitte der Offenbarung Gottes als
dem Hirten seines Volkes:
„Diese Mitte und dieser Höhepunkt ist Jesus, genauer
jener Jesus, der am Kreuz stirbt und aus dem Grab am dritten Tag wiederaufersteht;
aufersteht mit seiner ganzen Menschheit; und auf diese Weise nimmt er uns und jeden
Menschen mit hinein in seinen Übergang vom Tod zum Leben. Dieses Ereignis – das Pascha
Christi, des Gesalbten – in dem sich vollkommen und in endgültiger Weise das Hirtenwerk
Gottes verwirklicht, ist das Ereignis eines Opfers: Deswegen fallen in der Person
Jesu die Gestalt des Guten Hirten und die Gestalt des Hohenpriesters zusammen, denn
er hat sein Leben für uns hingegeben.“
Priester sollten die ihnen anvertrauten
Gläubigen zum „Leben in Fülle“ führen. Ihr Auftrag sei die „Lebenshingabe“: Durch
das Kreuz würden die „Schafe Christi zusammengeführt“, so der Papst mit den Worten
eines Heiligen aus dem neunten Jahrhundert. Priester seien „in besonderer Weise in
das Geheimnis des Opfers Christi eingeschrieben“.
„Diese eucharistische
Opferfunktion ist untrennbar verbunden mit der pastoralen und stellt ihren Wahrheitskern
und ihre rettende Kraft dar, von der die Effizienz jeglichen Wirkens abhängt. Natürlich
sprechen wir nicht von der Effizienz allein auf einer psychologischen oder sozialen
Ebene, sondern von der lebenspendenden Fruchtbarkeit der Gegenwart Gottes auf zutiefst
menschlicher Ebene. Die Predigt, die Werke, das Handeln der Kirche in ihren vielfältigen
Initiativen, verlören ihre heilbringende Fruchtbarkeit, wenn die Feier des Opfers
Christi fehlen würde. Und diese ist den geweihten Priestern anvertraut.... Nur durch
diese „Tür“ des österlichen Opfers können die Männer und Frauen aller Zeiten und Orte
in das Ewige Leben eintreten; dieser „heilige Weg“ ist es, durch den sie den Exodus
vollziehen können, der sie in das „gelobte Land“ der wahren Freiheit führt.“
Unter
den Seminaristen, die an diesem Sonntag die Priesterweihe erhielten, sind auch ein
früherer Richter und ein Pilot. Acht der neuen Priester werden zu römischen Diözesanpriestern;
der neunte ist ein Vietnamese, der wie die anderen in Rom studiert hat. Er gehört
künftig zum Klerus seines vietnamesischen Heimatbistums Bui Chu.