Die Christen in Syrien
werden im Bürgerkrieg zwischen den Fronten aufgerieben und stehen mittlerweile vor
dem Nichts - 50.000 Christen haben bereits die Stadt Homs verlassen und in den Dörfern
Zuflucht gesucht. Darauf weisen die syrisch-orthodoxen Erzbischöfe Eustathius Matta
Roham von Jezira und Euphrat sowie Silvanus Petros von Homs und Hama hin. Petros berichtete
bei einem Pressegespräch in Wien, dass bereits 250 Christen ums Leben gekommen seien.
„Tausende Wohnungen und Häuser wurden geplündert oder zerstört. Die Situation
ist ein einziges Drama! Trotzdem werden die Christen versuchen, im Land zu bleiben
– denn wenn wir einmal auswandern, wird es wohl keine Möglichkeit mehr zur Rückkehr
geben.“
Sein eigener Amtssitz sei schon vor einem Monat von Aufständischen
beschlagnahmt worden, die dort einen Stützpunkt einrichteten. Auch ein angeschlossenes
Waisenhaus habe die Kirche räumen müssen. Die Kinder seien notdürftig in Dörfern untergebracht
worden. In den Dörfern gebe es für die Flüchtlings- und Waisenkinder aber keine Möglichkeit,
eine Schule zu besuchen.
Eine Lösung der Krise könne nur in einem friedlichen
Dialog gelingen, betonte Erzbischof Roham. „Wir Christen sind im aktuellen Konflikt
neutral. Wir wollen gute Beziehungen zu allen Konfliktparteien! Seit Jahrhunderten
leben die Christen in den historischen Stadtzentren mit den Muslimen zusammen und
unterhalten sehr gute Beziehungen. Auch jetzt wollen wir vor allem Frieden – nichts
kostet weniger Opfer als ein friedlicher Dialog!“
Am Mittwoch waren die
beiden Erzbischöfe mit dem österreichischen Außenminister Michael Spindelegger zusammengetroffen.
Dieser sagte den Bischöfen die volle Unterstützung bei der Durchführung von Friedensgesprächen
zu. Freilich gab Bischof Petros zu bedenken, dass es derzeit für einen solchen Dialog
weder vertrauenswürdige Gesprächspartner noch klare politische Konzepte für die Zukunft
Syriens gebe.
Der Waffenstillstand in Syrien wirkt derweil immer brüchiger:
16 Menschen kamen am Mittwoch in Hama ums Leben, Dutzende weitere starben beim Einsturz
eines Wohnhauses nach einer Explosion, anhaltende Kämpfe um Homs haben mindestens
ein Menschenleben gefordert. In Damaskus riß ein Selbstmordattentat am Freitag neun
Menschen in den Tod. Bis Montag will die UNO insgesamt dreißig Vorab-Beobachter des
Waffenstillstands in Syrien stationiert haben. Der UNO-Generalsekretär rügt, dass
das Regime von Präsident Baschar al-Assad nicht die schweren Waffen aus den Städten
abgezogen habe; syrische Aufständische fordern eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates,
die Arabische Liga verlangt den „sofortigen“ Schutz der syrischen Zivilbevölkerung.