2012-04-26 14:11:55

Missio klärt über Folgen des Sextourismus auf


RealAudioMP3 Unerlässlich, um den Sextourismus einzudämmen: gesetzliche Ahndung und gesellschaftliche Ächtung des Phänomens. Und zwar vor allem in den Herkunftsländern der Freier, die das Geschäft am Laufen halten. Neben Hilfe für Sextourismus-Opfer in den Zielländern engagiert sich das katholische Hilfswerk missio im Rahmen der „Aktion Schutzengel“ im Bereich Aufklärung und Prävention. Im Interview mit Radio Vatikan unterscheidet Jörg Nowak von missio zwei Typen des Sextourismus:

„Man muss unterscheiden zwischen Sextouristen, die zu volljährigen Prostituierten gehen – das ist je nach Land vielleicht sogar legal und wäre das Phänomen des Sextourismus, wo Männer sagen: da bin ich unbeobachtet in einem fernen Land, da gibt es Prostituierte, die sind viel billiger. Und auf der anderen Seite gibt es kriminelle Gewalttäter, die brutal sind, die es auf Minderjährige abgesehen haben, die kinderpornographisches Material selber drehen und das dann weiterverkaufen für viel Geld und das auch als eine Einkommensquelle sehen, da handelt es sich um Gewaltverbrechen und um Kriminalität.“

Allein in Deutschland ist für 400.000 Männer käuflicher Sex fester Bestandteil des jährlichen „All inclusive“-Urlaubs, berichtet Nowak weiter. Sextourismus und Prostitution würden allzu oft als „Kavaliersdelikt“ bezeichnet und verharmlost:

„Schlüsselerlebnis für uns war, dass wir in einem deutschen Reiseführer Reisetipps für Sextouristen entdeckt haben. Da stand drin, in welchen Lokalitäten in Bangkok man die jüngsten und hübschesten Mädchen findet und wie man sich dort am besten anstellt als Sextourist. Wir haben das öffentlich angeprangert und den Verlag dazu gedrängt, die Ausgabe vom Markt zu nehmen. Der Verlag hat das dann auch getan.“

Auch die Reisebranche nahm missio im Rahmen der Aktion Schutzengel ins Visier: das Hilfswerk verteilte Info-Material an Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und klärte über die Folgen des Sextourismus auf. Den Fluggesellschaften ist das Problem schon lange bekannt, so Nowak:

„Viele Flugbegleiterinnen sind zu uns gekommen und haben gesagt: ,Endlich spricht da mal jemand drüber! Wir haben auf den Flügen nach Bangkok immer diese Typen an Bord, die damit prahlen, was sie mit den Mädchen da alles anstellen. Endlich redet man einmal darüber!‘ Ich glaube, dass diese Verharmlosung in den letzten Jahren ein riesiges Problem war. Und das wirklich die große Herausforderung ist, herauszufinden, wie es dazu kommt, dass jemand zu einem Täter wird. Und wir man noch einmal den moralischen Druck erhöhen kann, damit diese Männer von Sextourismus ablassen.“

Angefangen bei jungen Studenten, über Geschäftsleute bis hin zu älteren Herren und auch Frauen – die Sextouristen kommern aus allen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen, berichtet Nowak. Moralischer Druck sei wichtig, aber freilich kein Allheilmittel – bei Gewaltverbrechen zählten letztlich die Gesetze, mit denen die übergriffige und kriminelle Täter bestraft werden könnten. Verurteilungen von solchen Sextouristen seien in Deutschland nach wie vor selten, im Jahr 1993 konnte mit Hilfe eines engagierten Missionars zum ersten Mal ein pädophiler übergriffiger Sextourist in Deutschland gerichtlich verurteilt werden – ein „Schlüsselerlebnis“ für deutsche Gerichte, Hilfsorganisationen und für Betroffenen, so Nowak:

„Pater Shay Cullen hatte einem philippinischen Mädchen Zuflucht gewährt, das von einem deutschen Sextouristen missbraucht worden war und hatte sie seelsorglich betreut. Der Täter wurde verhaftet, kam auf Kaution auf freien Fuß und floh von den Philippinen aus. Es ist diesem engagierten Priester zu verdanken, dass der Täter verurteilt werden konnte: Pater Cullen brachte Beweismaterial mit nach Deutschland. Nach einem sehr schweren Gerichtsverfahren – das damals elfjährige Mädchen musste in einem anderen Land vor den Augen ihres Peinigers vor Gericht aussagen, der Täter selbst stritt alles ab – konnte der Täter zumindest zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt werden. Das Mädchen selbst hatte noch lange mit dem Trauma zu kämpfen.“

Hintergrund
Schwerpunkte der „Aktion Schutzengel“ waren bisher „Sextourismus und Kinderprostitution“ sowie „Aids und Kinder“. Auf dem kommenden Katholikentag in Mannheim will missio einen neuen Schwerpuntk der Aktion vorstellen. Parallel läuft die Hilfsarbeit von missio in den betroffenen Ländern weiter; so hat das Hilfswerk aktuell die Förderung eines Trauma-Zentrums für Kinder auf den Philippinen aufgenommen, das mit den nationalen Strafbehörden zusammenarbeitet. Leiter des Zentrums ist der irische Missionar Shay Cullen, der seit Jahren entschieden und mutig gegen sexuelle Ausbeutung Minderjähriger angeht. Er machte den Fall Pia bekannt, bei dem es in Deutschland zum ersten Mal zur Verurteilung eines pädosexuellen Täters kam, der im Ausland straffällig geworden war.

(rv/missio 26.04.2012 pr)








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