Kardinal Koch: Piusbrüder müssen Konzil akzeptieren
Papst Benedikt XVI.
handelt mit seinem Versöhungsangebot an die Piusbruderschaft als Theologe und Kenner
der Kirchengeschichte. Das sagt der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal
Kurt Koch. „Weil er wusste, dass bisher jedes Konzil ein Schisma zur Folge hatte,
war es ihm ein Anliegen, alles zu vermeiden, damit sich dies in seiner Verantwortung
nicht wiederholt“: Das sagte Koch bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien. „Jetzt
liegt es an den Piusbrüdern, definitiv zu antworten“, so Koch. Dies betreffe speziell
die Position zum Konzil. Die ihm bekannten beiden Antworten von November und März
seien ungenügend gewesen; die jüngste vom 17. April sei ihm „noch nicht bekannt“.
Klar sei aber, dass es nicht ausreiche, „wenn sie 65 Prozent des Konzils ablehnen“.
Das
Zweite Vatikanische Konzil, das vor 50 Jahren eröffnet wurde und an dem der jetzige
Papst als Berater fungiert hatte, bildet für den aus der Schweiz stammenden Einheitsrat-Präsidenten
auch die große Zäsur in der Ökumene. Aber es sei nach 50 Jahren deutlich geworden,
„dass die Einheit mehr Zeit braucht als wir damals dachten“. Heute gebe es auch eine
Unsicherheit über das Ziel, so der Kardinal. Viele protestantische Verantwortliche
wollten bloß, dass „alle Kirchentümer als Kirche anerkannt“ würden. Eine tiefer gehende
Einheit komme damit aber aus dem Blick. Viele trennende Punkte seien dabei nicht einmal
theologischer, sondern vielmehr historisch-kultureller Art, was die Lösung aber nicht
einfacher mache.
Im Blick auf das Einigungshindernis „Papstamt“ hob Kardinal
Koch hervor, dass dies im Verhältnis zur Orthodoxie sogar mehr Probleme verursache
als mit den Kirchen der Reformation. Denn die Orthodoxie habe theologische Argumente
gegen das Papstamt, weil es eine Jurisdiktion ohne Sakramentalität sei. Evangelische
Theologen und einige katholische wie Hans Küng strebten hingegen einen Ehrenprimat
nach Art des Erzbischofs von Canterbury, des anglikanischen Primas, an. Gerade die
aktuelle Zerreißprobe innerhalb der Anglican Community sei aber auch ein gutes Lehrbeispiel
dafür, dass ein solches symbolisches Leitungsamt „nur bei schönem Wetter“ funktioniere.