Als einen „Papst des Wortes“ hat der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein Papst
Benedikt XVI. charakterisiert. „Gott mag keine Wiederholungen und Fotokopien. War
Johannes Paul II. der Papst der großen, unmittelbar ansprechenden Bilder, ist Benedikt
XVI. vor allem der Papst des Wortes, der faszinierenden Kraft der christlichen Botschaft“,
schreibt Gänswein am Montag zum 85. Geburtstag Joseph Ratzingers in der „Bild“-Zeitung.
Das Denken des Papstes kreise um die Frage nach der Beziehung zwischen Glaube und
Vernunft, zwischen Wahrheit und Freiheit, zwischen Religion und Menschenwürde, schreibt
der engste Mitarbeiter des Kirchenoberhaupts weiter. Der Glaube sei für ihn „nicht
ein Problem, das man lösen müsste, sondern ein Geschenk, das es Tag für Tag neu zu
entdecken gilt“. Benedikt XVI. konzentriere sein Amt auf das Wesentliche, „allem
voran auf die Erneuerung im Glauben, das Geschenk der Eucharistie und die Einheit
der Kirche“. Innerhalb der Kurie habe der Papst frühere Formen belebt und gleichzeitig
alte Zöpfe abgeschnitten. Schon zu seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation
sei Kardinal Joseph Ratzinger „zum Stachel im Fleisch einer postmodernen Welt“ geworden,
in der „die Frage nach der Wahrheit für sinnlos gehalten wird, in einer Wohlstands-
und Habsuchtsgesellschaft, die sich mehr und mehr von Gott abzuwenden scheint“.