Mehr als 300 Millionen orthodoxe Christen weltweit haben am Sonntag das Osterfest
gefeiert. Sie richten sich nach dem auf Julius Caesar zurückgehenden Julianischen
Kalender, während die westlichen Kirchen nach dem von Papst Gregor im 16. Jahrhundert
reformierten Kalender feiern. In Jerusalem nahmen mehrere Tausend Orthodoxe an den
Gottesdiensten zur Auferstehung Jesu teil.
Istanbul: Gegen eine
Bereicherung „auf Kosten anderer“
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios
I. wendete sich in seiner Osterbotschaft gegen eine Bereicherung „auf Kosten des
Lebens anderer“. Wer hoffe, dem Tod durch Anhäufung von Reichtum zu entkommen, und
anderen die wirtschaftliche Grundlage für die Bestreitung ihres Lebens raube, stehe
Christus fern. Es dürften keine Völker ausgerottet werden, damit andere Völker leben
können noch dürften schutzlose Menschen getötet werden, damit andere ein erträglicheres
Leben haben, betonte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel. Die feierliche
Osterliturgie fand in der Georgskathedrale im Phanar in Istanbul statt.
Jerusalem:
„Heiliges Feuer“
Unter lautem Jubel der Gläubigen wurde während der
orthodoxen Zeremonie das „Heilige Feuer“ aus dem Grab Jesu an die Wartenden weitergereicht.
Nach dem Volksglauben entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise
in der Kapelle, die als Ort des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu verehrt wird.
Das Feuer wird anschließend an die Menschen in der überfüllten Kirche und in den Altstadtgassen
weitergereicht. Die über 1.200 Jahre alte Feier gilt als Höhepunkt der alljährlichen
Osterfeiern in Jerusalem, zu der jedes Jahr Tausende Besucher anreisen. Seit Donnerstag
strömten Tausende orthodoxer Pilger zu den zentralen Feiern des Leidens und der Auferstehung
Jesu. Nach Militärangaben hatten 500 Gaza-Christen sowie 20.000 Westbank-Christen
Einreisegenehmigungen für die Feierlichkeiten erhalten. Erstmals seit Jahrzehnten
sind in diesem Jahr zudem Hunderte koptische Christen aus Ägypten zu Ostern nach Jerusalem
gereist.
Moskau: „Tag großer Hoffnung“
In Moskau
leitete Patriarch Kyrill, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, in der Christus-Erlöser-Kathedrale
die Ostermesse. Er bezeichnete das Fest der Auferstehung Christi als einen Tag der
großen Hoffnung, der allen Gläubigen dabei helfen könne, schwierige Lebenssituationen
zu meistern. An der Messe in Moskaus größter Kirche nahmen auch Russlands Präsident
Dmitri Medwedew und der designierte Präsident Wladimir Putin teil. Medwedew lobte
den Beitrag der russisch-orthodoxen Kirche zur Festigung des gesellschaftlichen Friedens.