2012-04-15 12:24:50

Erzbischof Fisichella: Die Gefahren der Politikverdrossenheit


RealAudioMP3 Beunruhigt über den wachsenden Vertrauensverlust in Italien gegenüber Politik und Institutionen ist der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung. Erzbischof Rino Fisichella ruft die Bürger im Interview mit Radio Vatikan zu Weitsicht auf: dass „objektive Fakten“ die politische Klasse derzeit in Misskredit stürzten, sei wahr. Jedoch dürfe man daraus nicht eine allgemeine Unfähigkeit der Politik ableiten, warnt der Geistliche. Vor wenigen Tage war in Italien ein weiterer Korruptionsskandal bekannt geworden, diesmal in den Reihen der Partei „Lega Nord“.


„Das Leben einer demokratischen Gesellschaft entwickelt sich über das Leben der Parteien; diese außer Gefecht zu setzen bedeutet, keine demokratische Entsprechung mehr zu haben. Die Ersetzung von Parteien in der Politik bedeutet, zu einer Oligarchie oder gar Tyrannei zu gelangen, das ist undenkbar, vor allem in einer Situation wie in Italien und generell in Europa. Es kann also nicht das Ziel sein, die Parteien handlungsunfähig zu machen.“

Der Erzbischof sieht auch die Kirche in der Pflicht, gegen die wachsende Politikverdrossenheit anzugehen und zum notwendigen Schutz des Gemeinwohls aufzurufen. Doch auch an die Politiker richtet der Erzbischof einen klaren Appell: Die Parteien müssten dringend neu das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen, so der Erzbischof, viel Zeit bleibe dafür freilich nicht. Nach einer aktuellen Umfrage plant die Hälfte der italienischen Bevölkerung derzeit, bei den kommenden Wahlen in 2013 keine Stimme abzugeben. Dazu Erzbischof Fisichella:


„Ich verstehe das ja. Aber die Parteien und die Institutionen allgemein müssen in diesem Jahr, bzw. in diesem gut einem Jahr bis zu den Wahlen, alles geben! Sie müssen konstruktiv sein, neue Wege finden, um den Bürgern Vertrauen einzuflößen. Und wir, wir müssen verdeutlichen, dass eine fehlende Beteiligung am öffentlichen Leben einem Selbstausschluss gleichkommt. Dieser Ausschluss führt unaufhaltsam dazu, dass das politische und soziale Leben letztlich in die Hände nur weniger Gruppen oder Personen gerät.“



(rv 15.04.2012 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.