In Thailand wird gefeiert
– seit Freitag schon und bis zu diesem Sonntag, einschließlich. Das Songkran-Fest
markiert den Jahresanfang in vielen Kalendern in Süd- und Südostasien; die Thailänder
kehren in diesen Tagen traditionell in ihre Dörfer zurück, besuchen ihre Verwandten.
Für Bischof Francis Xavier Vira Arpondratana ist es eines seiner Lieblingsfeste:
„Das
ist das thailändische Silvester. Man besucht dabei ältere Menschen und bittet sie
um ihren Segen. Die thailändische Regierung hat daraus zusätzlich ein Fest der Familie
gemacht, denn wie in anderen modernen Gesellschaften leben Vater, Mutter, Kinder auch
in Thailand immer mehr nebeneinander her und nicht mehr miteinander. Jetzt soll wenigstens
das Neujahrsfest wieder ein Anlass für ein gemeinsames Feiern sein. Der 15. April
ist also Familientag.“
Francis Xavier Vira Arpondratana ist der Bischof
von Chiang Mai, der nördlichsten Provinz in Thailand. Hier wie anderswo im Land sind
Katholiken nur eine verschwindend kleine Minderheit: 94 Prozent der Bevölkerung sind
Buddhisten, vier Prozent sind Muslime, alle christlichen Konfessionen zusammengenommen
kommen nur auf ein Prozent. Ethnisch gesehen sind die Katholiken in der Regel vietnamesischer
oder chinesischer Herkunft. Thais durften über Jahrzehnte nicht bekehrt werden, das
war die Vorgabe des Staats.
„Wir haben erst seit fünfzig, sechzig Jahren
Religionsfreiheit. Auch meine Eltern sprechen vietnamesisch. Die Katholiken in meinem
Bistum sind in der Regel Eingeborene, sie sind etwa 50.000 Menschen und leben in den
Bergen.“
Im Norden Thailands herrschen einvernehmliche Beziehungen zwischen
Christen, Buddhisten und Muslimen. Ganz anders sieht es im Süden aus: Ausgerechnet
im Urlauberparadies führt die Armee seit 2004 eine scharfe Kampagne gegen muslimische
Extremisten durch.
„Es ist zwar kein Krieg, aber immer wieder gehen Bomben
hoch, zum Beispiel letzte Woche in einer Herberge in Phuket. Die Menschen in den drei
Provinzen des Südens leben nicht in Frieden. Wir müssen beten und für den Frieden
arbeiten im Süden – fast jeden Tag kommt es dort zu Bluttaten.“
In ganz
Thailand gibt es 307 katholische Schulen – „das ist unsere Art, Pastoral zu betreiben“,
sagt Vira Arpondratana, der seit drei Jahren Bischof in Chiang Mai ist.
„95
Prozent der Schüler wie der Lehrer an unseren Schulen sind Buddhisten, aber wir sorgen
im Ergebnis doch für eine schöne katholische Erziehung. Außerdem gibt es vier katholische
Krankenhäuser – das ist nicht viel. Im Norden, in Chiang Mai, haben wir 30 Jugendzentren,
aber leider keine Ressourcen, um katholische Schulen zu unterhalten.“
Chiang
Mai ist eine arme Region; der frühere Premierminister Thaksin kommt von hier, ein
Tycoon und begnadeter Populist, der nach einem Umsturz ins Exil musste. Jetzt ist
seine Schwester Premierministerin in Bangkok, und viele befürchten, dass sie für eine
Rückkehr ihres Bruders nach Thailand sorgen wird. Das könnte im Land die politischen
Gegensätze wieder aufreizen.
„Bei den Menschen, vor allem in seiner Geburtsregion,
ist Thaksin immer noch sehr beliebt. Wir brauchen Zeit bis zu seiner Rückkehr, die
Leute müssen sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, das muss außerdem im Einklang
mit dem Gesetz geschehen.“
Mit Hoffnung sieht der Bischof über die Grenze
hinüber nach Burma: Dass das dortige Regime behutsame Reformen begonnen hat, könnte
in Chiang Mai die Flüchtlingslage entspannen. Denn viele sind aus Burma – oder, wie
der Bischof korrekt sagt: aus Myanmar – nach Thailand geflohen – vor allem Angehörige
des Volkes der Karen, die mehrheitlich Christen sind.
„Es gibt in Chiang
Mai 50.000 Karen aus Myanmar; in Myanmar selbst gibt es ca. zehn Millionen von ihnen.
Wir haben vier Flüchtlingscamps, in denen wir Hilfe leisten. Die Caritas kümmert sich
sehr um diese Menschen… Dass viele der Karen Christen sind, stellt für uns eine Brücke
nach Myanmar dar. Ich habe das letztes Jahr an Weihnachten gespürt: Da war ich in
einer Pfarrei, zu der ich sieben Stunden anreisen musste – sie war nur noch 30 Minuten
von der Grenze nach Myanmar entfernt. Da haben wir zusammen Weihnachten gefeiert.“