2012-04-14 16:32:13

Aquileia 2: Die Herausforderungen eines gelungenen Zeugnisses


RealAudioMP3 Der Kongress zur Zukunft der Kirche in Zentraleuropa, Aquileia 2: Es geht um dem Glauben der Zukunft, um Neuevangelisierung und um die Frage, was man konkret tun kann. Unser Korrespondent Stefan von Kempis spricht mit Verantwortlichen des Bistums Bozen-Brixen, darunter Bischof Ivo Muser, Margherita di Bertol vom Laienrat und Dompfarrer Mario Grettler. Dem Dompfarrer gilt die erste Frage nach konkreten Schritten und Strategien:

„Es ist wichtig, dass wir uns diese Frage erst einmal stellen, das heißt nicht einfach weitermachen, als ob alles perfekt wäre. Schon die Tatsache, dass wir uns mal fragen, was können wir ändern und was können wir vertiefen, ist ein erster Schritt. Es geht nicht nur darum, jetzt alles aktionistisch auf den Kopf zu stellen, sondern vielmehr zu fragen: was ist der Mittelpunkt unseres Glaubens? Auch in Bezug auf die Jugendlichen. Es gibt nicht ein „Problem Jugend“, sondern vielmehr hat sich heraus kristallisiert, dass das Problem der Jugendlichen die Erwachsenen sind. Anders ausgedrückt, was sagt unsere Glaubensgemeinschaft den Jugendlichen? Welches Zeugnis wird abgelegt, können die Jugendlichen zum Beispiel in unseren Pfarrgemeinden Jesus Christus begegnen, oder nicht. Und damit dann die Aufforderung verbinden, dass unsere Gemeinden ihre Berufung als Ort der Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus erfüllen und das in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellen.“

Bischof Muser, Jugendliche sind heute wohl eher an Kommunikationsformen wie beispielsweise die Musik-Clips von Lady Gaga gewohnt. Da ist es eine weiter Schritt zur feierlichen Vesper mit dem Bischof im Dom von Brixen.

„Das stimmt. Ich glaube, es ist wichtig, zunächst hinzuhören. Nicht nur zu den Jugendlichen zu sprechen, sondern auch auf die Jugendlichen zu hören. Aber dann kommt es natürlich auch wesentlich darauf an, dass wir die Jugendlichen dazu einladen, mit uns auf das Evangelium zu hören. Ohne diese Bereitschaft wird es nicht gehen, aufeinander zu hören, aber vor allem auf Jesus Christus selber zu hören, und darauf, was er uns heute und für die heutige Zeit zu sagen hat.“

Auffallend auf einem Kongress wie dem hier in Aquileia ist, dass zunächst einmal die Leute der Kirche, die Bischöfe und die Gläubigen sich daran gewöhnen müssen, untereinander, aufeinander zu hören und sich auszutauschen. Margherita di Bertol, muss die Kirche zunächst in ihren eigenen Reihen die „Hausaufgaben“ machen, bevor sie überhaupt nach draußen gehen und eine Neuevangelisierung lancieren kann?

„Ja, wenn wir betrachten, wie die Vorbereitung dieser Kirchenversammlung von Aquileia entstanden ist, so fällt auf, dass sie geprägt ist von Zuhören, Dialog und Gemeinschaft. Das Thema war offen und es gab Bereitschaft für Neues. Es wurde sich mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt, die die Kirche heute vor neue Herausforderungen stellen. Hauptsächlich, wie bereits gesagt, Jugend, aber auch Familien, Verheiratete-Geschiedene, Sexualität, Frau in der Kirche, Priestermangel, Einwanderung, Dialog mit fremden Kulturen und Religionen.“

Sie haben jetzt Themen genannt wie wiederverheiratete Geschiedene, Sexualmoral und anderes, wo viele heute sagen würden: Ja, da muss die Kirche erst an sich arbeiten, bevor wir uns wieder dafür interessieren, da hat die Kirche Nachholbedarf! Was meinen Sie dazu, Padre Grettler?

„Ich glaube es geht darum, dass wir auch bezeugen, dass „Christsein“ ein Lebensweg sein kann und es geht nicht darum, etwas zu verändern, sondern darum uns zu fragen , wo sind die Wurzeln des Glaubens. Ich glaube, wenn wir jetzt sagen würden: Gut, jetzt wird die Kirche modern und alles ist erlaubt, das wäre erstens nicht gerecht, zweitens auch nicht das, was in diesem Moment „die Kirche“ retten würde. Es ist vielmehr besonders von Seiten der Jugend und auch von andern eine Anfrage, dass ein Lebensstil mit Jesus Christus ein wirklich lebendiger Stil ist. Ein Stil, womit und woraus man leben kann.“ All die Themen müssen in diesem Kontext betrachtet werden. Ich denke, das ist die größte Herausforderung. Es geht nicht nur darum, diese Themen wie „Ja zum verheirateten Priester“ oder „Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene“ zu betrachten, sondern vielmehr die Neubelebung des Glaubens in den Mittelpunkt zu stellen.“

Im Oktober findet im Vatikan auch eine Weltbischofssynode zum Thema Neuevangelisierung statt. Sie alle haben sich ja bereits seit ein paar Jahren mit diesem Thema beschäftigt. Welchen Tipp würden denn Sie aus Sicht des Laienrates den Bischöfen geben?

„Man muss die Probleme weltoffen betrachten, ohne Grenzen zu ziehen. Ich glaube, unserer Glaube ist offen, so dass jeder Christ mit jedem Problem in Kontakt kommt und dazu auch Meinungen ausspricht und positiv alles, was den Menschen angeht, betrachtet.“

(rv 14.04.2012 sk/ord)








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