In Syrien setzen sich
Ungewissheit und verschiedene Sichtweisen auf die Wirklichkeit fort. Der für Dienstagmorgen
vereinbarte Beginn eines Waffenstillstandes wird eingehalten – sagt Präsident Baschar
al-Assad. Die Opposition sieht dafür aber noch keine Anzeichen und meldet neue Angriffe.
Nach Darstellung einer syrischen „Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ zerstörten
Assads Soldaten am Dienstagmorgen ein Dorf im nördlichen Aleppo. Wir sprachen mit
dem katholischen Pfarrer Josef Lajin in der Hauptstadt, wo die Lage ruhig ist.
„In
Damaskus ist alles unter Kontrolle; die Massenmedien senden auch viele Bilder, die
nicht aktuell sind, das heißt von den Nachrichten ist vieles konstruiert.“
Seine
Gemeinde habe das Osterfest in diesem Jahr unbehelligt feiern können, erzählt der
Pfarrer. Die Kirche war voll, die Gebete der Gemeinde um Frieden innig. Dass dennoch
auch in Damaskus nicht alles wie immer ist, war trotzdem klar.
„Da ist
die Security, da sind die Polizisten. Bei unseren Osterfeiern war ein Dutzend Soldaten
an den Kirchentoren postiert, und das gibt auch ein ruhiges Gefühl, dass man beten
kann, ohne dass etwas explodiert. Wir sind ja eigentlich immer bedroht, aber es gab
keinerlei Schikanen. Die Polizisten waren nur zum Schutz da und wir haben ihnen Schokolade
wie den Gläubigen auch angeboten. Sie wussten, dass sie vor einer Kirche stehen und
waren nett und anständig.“
Der Konflikt in Damaskus ist nicht religiös
grundiert, will der Pfarrer betonen. Vereinzelt kamen in letzter Zeit Meldungen, wonach
im Norden muslimische Extremisten Nichtmuslime attackiert hätten. Aber Josef Lajin
sagt, dass sich die christliche Minderheit in Syrien nicht bedroht fühlt.
„Die
Nachrichten, die sagen, dass Christen von Muslimen bedroht werden, stimmen nicht.
Wir sind von keiner Gruppierung bedroht. Aber wenn es zum Beispiel zu einer Explosion
vor einer Militärstelle kommt, dann leben da auch Menschen daneben, Muslime oder Christen,
oder es steht eine Kirche in der Nähe. Genau so etwas kam am 17. März vor. Ein Anschlag
auf ein Gebäude des Militärs, 200 Meter weiter eine Kirche. Wir waren nicht unter
Beschuss, bekamen aber die Auswirkungen der Explosion zu spüren.“