2012-04-09 14:29:57

Erzbischof Schick: „Verbietet endlich die Antipersonenminen”


RealAudioMP3 Nachdem Benedikt XVI. sich in seiner letzten Mittwochsaudienz anlässlich des „Internationalen Tags der Vereinten Nationen für die Aufklärung über Minengefahr und die Unterstützung von Antiminenprogrammen“ eindeutig für eine Ächtung von Antipersonenminen ausgesprochen hat, hat sich auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in diesem Sinne geäußert. Schick ist Vorsitzender der Konferenz Weltkirche der deutschen Bischofskonferenz und forderte die Politik auf, endlich bereits bestehende Verträge zu ratifizieren und die „heimtückischste aller Waffen, gegen die man sich auch am wenigsten wehren könne“ aus dem Verkehr zu ziehen. Das Münchner Kirchradio fragte den Bischof im Interview nach seinen Forderungen:

„Zwei Forderungen: die erste, dass es ein weltumfassendes Antiminenverbot gibt und dass alle Nationen den Vertrag, den es ja schon gibt, unterschreiben, auch die USA, China und andere Großmächte, und dass damit keine Landminen mehr verlegt werden dürfen. Das andere, dass die noch liegenden Minen möglichst bald alle entfernt werden. Das ist möglich, dafür braucht es Geld, das zur Verfügung gestellt werden muss.“

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Kinder und Erwachsene durch Minen getötet oder verstümmelt. Betroffen seien meist Unschuldige, auch dann noch, wenn der Krieg längst schon beendet sei, so Schick weiter.

„Wir fordern, und ich auch als Vorsitzender, in unserer Bischofskonferenz und damit auch für all diese Aufgaben zuständige, dass alle diese Landminen weggeräumt werden und dass es ein Antiminenverbot weltweit gibt. Das sind unsere Forderungen, die wir aber nicht durchsetzen können, das muss die Politik machen, und wir versuchen durch Lobbyarbeit die Politik dazu zu bewegen, dass sie dort handelt und mehr tut, als es in den letzten Jahren geschehen ist.“

Auf die Frage, wie realistisch diese Forderungen in naher Zukunft erfüllt werden könnten, antwortet Schick:

„Ich bin kein Prophet, aber ich bleibe dran zusammen mit vielen anderen, dass wir hier voran kommen. Ich wiederhole, die Landminen sind die heimtückischsten Waffen, die es gibt, und auch die Waffe, gegen die man sich am wenigsten wehren kann, und es ist die Waffe, die vor allem Kindern und Jugendlichen das Leben nimmt oder ihnen Gliedmaße nimmt, so dass sie ein Leben lang behindert bleiben. All das muss nicht sein, und deshalb ist unsere dringende Forderung, von der wir nicht ablassen werden, bis erfüllt ist, dass keine Landminen mehr verlegt werden, und die verlegten entschärft sind.“
Internationale VereinbarungIm sogenannten „Ottawa-Übereinkommen“ verpflichteten sich 1997 insgesamt 125 Staaten zu einem Verbot von Einsatz, Herstellung, Lagerung und Weitergabe von Antipersonenminen. Gegenwärtig sind 159 Staaten der Vereinbarung beigetreten. Unter den Nicht-Unterzeichnerstaaten sind die USA, Russland, China, Indien und Israel. Nach Angaben der Initiative „Landmine.de“ starben im Jahr 2010 weltweit 4.191 Menschen durch solche Sprengkörper. Gegenwärtig sind laut Rotem Kreuz schätzungsweise 100 Millionen Antipersonenminen auf der ganzen Welt vergraben, weitere 200 bis 250 Millionen werden in militärischen Depots vermutet. Im Dezember 2005 erklärten die Vereinten Nationen den 4. April zu einem weltweiten Aktionstag gegen Minen.

(muenchner kirchenradio/kna/rv 09.04.2012 cs)







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