Erzbischof Schick: „Verbietet endlich die Antipersonenminen”
Nachdem Benedikt XVI.
sich in seiner letzten Mittwochsaudienz anlässlich des „Internationalen Tags der Vereinten
Nationen für die Aufklärung über Minengefahr und die Unterstützung von Antiminenprogrammen“
eindeutig für eine Ächtung von Antipersonenminen ausgesprochen hat, hat sich auch
der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in diesem Sinne geäußert. Schick ist Vorsitzender
der Konferenz Weltkirche der deutschen Bischofskonferenz und forderte die Politik
auf, endlich bereits bestehende Verträge zu ratifizieren und die „heimtückischste
aller Waffen, gegen die man sich auch am wenigsten wehren könne“ aus dem Verkehr zu
ziehen. Das Münchner Kirchradio fragte den Bischof im Interview nach seinen Forderungen:
„Zwei
Forderungen: die erste, dass es ein weltumfassendes Antiminenverbot gibt und dass
alle Nationen den Vertrag, den es ja schon gibt, unterschreiben, auch die USA, China
und andere Großmächte, und dass damit keine Landminen mehr verlegt werden dürfen.
Das andere, dass die noch liegenden Minen möglichst bald alle entfernt werden. Das
ist möglich, dafür braucht es Geld, das zur Verfügung gestellt werden muss.“
Nach
Schätzungen der Vereinten Nationen werden jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Kinder
und Erwachsene durch Minen getötet oder verstümmelt. Betroffen seien meist Unschuldige,
auch dann noch, wenn der Krieg längst schon beendet sei, so Schick weiter.
„Wir
fordern, und ich auch als Vorsitzender, in unserer Bischofskonferenz und damit auch
für all diese Aufgaben zuständige, dass alle diese Landminen weggeräumt werden und
dass es ein Antiminenverbot weltweit gibt. Das sind unsere Forderungen, die wir aber
nicht durchsetzen können, das muss die Politik machen, und wir versuchen durch Lobbyarbeit
die Politik dazu zu bewegen, dass sie dort handelt und mehr tut, als es in den letzten
Jahren geschehen ist.“
Auf die Frage, wie realistisch diese Forderungen
in naher Zukunft erfüllt werden könnten, antwortet Schick:
„Ich bin kein
Prophet, aber ich bleibe dran zusammen mit vielen anderen, dass wir hier voran kommen.
Ich wiederhole, die Landminen sind die heimtückischsten Waffen, die es gibt, und auch
die Waffe, gegen die man sich am wenigsten wehren kann, und es ist die Waffe, die
vor allem Kindern und Jugendlichen das Leben nimmt oder ihnen Gliedmaße nimmt, so
dass sie ein Leben lang behindert bleiben. All das muss nicht sein, und deshalb ist
unsere dringende Forderung, von der wir nicht ablassen werden, bis erfüllt ist, dass
keine Landminen mehr verlegt werden, und die verlegten entschärft sind.“ Internationale
VereinbarungIm sogenannten „Ottawa-Übereinkommen“ verpflichteten sich 1997
insgesamt 125 Staaten zu einem Verbot von Einsatz, Herstellung, Lagerung und Weitergabe
von Antipersonenminen. Gegenwärtig sind 159 Staaten der Vereinbarung beigetreten.
Unter den Nicht-Unterzeichnerstaaten sind die USA, Russland, China, Indien und Israel.
Nach Angaben der Initiative „Landmine.de“ starben im Jahr 2010 weltweit 4.191 Menschen
durch solche Sprengkörper. Gegenwärtig sind laut Rotem Kreuz schätzungsweise 100 Millionen
Antipersonenminen auf der ganzen Welt vergraben, weitere 200 bis 250 Millionen werden
in militärischen Depots vermutet. Im Dezember 2005 erklärten die Vereinten Nationen
den 4. April zu einem weltweiten Aktionstag gegen Minen.