Osterbotschaft: Auferstandener ist Hoffnung für Verfolgte
Papst Benedikt XVI.
hat mit Zehntausenden Gläubigen an diesem Sonntag in Rom das Fest der Auferstehung
des Herrn gefeiert. Nach der Ostermesse auf dem Petersplatz spendete er von der Segnungs-Loggia
des Petersdomes aus den feierlichen Segen Urbi et Urbi, verbunden mit seiner Osterbotschaft.
„Wenn Jesus auferstanden ist, dann – und nur dann – ist etwas wirklich
Neues geschehen, das die Lage des Menschen und der Welt verändert. Dann ist er – Jesus
– jemand, dem wir unumschränkt vertrauen können, nicht nur seiner Botschaft, sondern
ihm selbst, denn der Auferstandene gehört nicht der Vergangenheit an, sondern er ist
gegenwärtig, heute, und lebt.“
Christus sei Hoffnung und Ermutigung besonders
für jene Christen, die heute diskriminiert und verfolgt werden, so der Papst. Er benannte
mehrere Länder, in denen die christlichen Gemeinden, und nicht nur sie, einen unsicheren
Stand haben, allen voran den Mittleren Osten: Alle ethnischen, kulturellen und religiösen
Gemeinschaften jener Region sollten „für das Gemeinwohl und für die Achtung der Menschenrechte
zusammenarbeiten“, so der Papst.
„Besonders in Syrien sollte das Blutvergießen
enden und unverzüglich der Weg der Achtung, des Dialogs und der Versöhnung eingeschlagen
werden, was auch dem Wunsch der Internationalen Gemeinschaft entspricht. Mögen die
zahlreichen Flüchtlinge, die aus jenem Land kommen und humanitärer Hilfe bedürfen,
die Aufnahme und die Solidarität erfahren, die imstande sind, ihre schmerzlichen
Leiden zu mindern.“
Auch der Irak war Gegenstand der päpstlichen Botschaft:
Die Bevölkerung möge keine Anstrengung scheuen, um auf dem Weg der Stabilität voranzuschreiten.
Israelis und Palästinenser ermutigte der Papst dazu, den Friedensprozess wieder aufnehmen.
Den christlichen Gemeinschaften Afrikas wünschte er, dass sie mit Gottes Hilfe zu
„Friedensstiftern“ werden.
„Der auferstandene Jesus stärke die leidenden
Bevölkerungen am Horn von Afrika und begünstige ihre Versöhnung; er helfe der Region
der ostafrikanischen Seen, dem Sudan und dem Süd-Sudan, indem er den jeweiligen Einwohnern
die Kraft zum Verzeihen schenke. Dem Staat Mali, der einen politisch heiklen Moment
erlebt, schenke der glorreiche Christus Frieden und Stabilität. Nigeria war in letzter
Zeit Schauplatz blutiger terroristischer Überfälle; möge die österliche Freude ihm
die nötigen Energien spenden, um den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft wieder
aufzunehmen, die die Religionsfreiheit ihrer Bürger respektiert.“
Im ersten
Teil seiner Osterbotschaft an die Welt schilderte der Papst das Ostergeschehen quasi
aus der weiblichen Perspektive. Für jeden Christen wiederhole sich die Erfahrung,
die Maria Magdalena machte, die – als erste – den Auferstandenen sah.
„Das
ist es, warum Maria Magdalena Jesus „meine Hoffnung“ nennt: weil er es war, der sie
zu neuem Leben erweckte, ihr eine neue Zukunft schenkte, ein gutes Leben, frei vom
Bösen. „Christus, meine Hoffnung“ bedeutet, dass all meine Sehnsucht nach dem Guten
in ihm eine reale Möglichkeit findet: Mit ihm kann ich hoffen, dass mein Leben gut
sei, dass es erfüllt und ewig sei.“
Maria Magdalena habe, so der Papst
wörtlich, „wie die anderen Jünger mit ansehen müssen, wie Jesus von den führenden
Männern des Volkes abgelehnt wurde, gefangengenommen, gegeißelt, zum Tode verurteilt
und gekreuzigt wurde“. Mit dem Tod Jesu schien die Hoffnung aller, die auf ihn vertrauten,
zu scheitern. Bis heute müsse die Hoffnung „in dieser Welt unweigerlich mit der Härte
des Bösen rechnen“ und mit den „spitzen Stichen von Neid, Hochmut, Lüge und Gewalt“.
Jesus habe dieses „tödliche Flechtwerk durchquert“, um uns den Weg in das Reich des
Lebens zu bahnen. Gott schien besiegt, schweigend, Finsternis lag über der Welt.
„Aber
siehe da, im Morgengrauen des Tages nach dem Sabbat ist das Grab leer. Und dann zeigt
sich Jesus der Maria Magdalena, den anderen Frauen und den Jüngern. Da flammt der
Glaube wieder auf, lebendiger und stärker denn je, jetzt unbezwingbar.“
Nach
der Osterbotschaft trug der etwas abgemagert erscheinende Papst seine Ostergrüße in
65 Sprachen vor, zuerst auf Italienisch – die Sprache, in der er auch seine Botschaft
verlesen hatte -, zuletzt auf Latein. Auf Niederländisch bedankte sich der Papst für
den Blumenschmuck; die holländischen Blumenzüchter hatten bereits zum 27. Mal zu Ostern
für die blühende Zierde im Vatikan gesorgt und auf dem Petersplatz 42.000 Blumen und
Pflanzen aufgestellt. Auf Deutsch sagte der Papst: „Euch allen ein gesegnetes und
frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit euch.“
Papst Benedikt zieht sich nun nach den Kar- und Osterfeierlichkeiten für einige
Tage zur Erholung in seine Sommerresidenz Castelgandolfo in den Albaner Bergen zurück.
Am 16. April feiert der Papst seinen 85. Geburtstag. (rv 08.04.2012 gs)