„Christen, habt keine
Angst!“ Das ist das Motto der Ostervorbereitungen in der Gemeinde Kirkuk im Irak,
in einem Moment, in dem das Land noch nicht vollständig befriedet ist. Der Erzbischof
der Gemeinde, Louis Sako, hat im Interview mit Radio Vatikan über die Ostervorbereitungen
in einem schwierigen Umfeld gesprochen.
„Für uns ist alles provisorisch
und prekär. Heute bereiten wir etwas vor, aber morgen muss man das vielleicht schon
wieder ändern. Wir warten auf jeden Fall ab, auch wenn wir in diesen Tagen die Vorbereitungen
für die Heilige Woche treffen. Wir haben ein Thema gewählt, das im Evangelium oft
wiederholt wird, und zwar sowohl vor als auch nach der Auferstehung des Herren: „Habt
keine Angst“. Wir haben keine Angst, aber wir sind besorgt über die Zukunft, denn
wir wissen nicht, was morgen passieren wird. Das Einzige, das uns wirklich viel Hoffnung
– und auch Kraft gibt – ist unser Glaube und das Vertrauen in den Herren, so dass
wir dieses Motto besonders gut verstehen können.“
Aber auch die Solidaritätsbekundungen,
die die christliche Gemeinde erreichen, sind für den Bischof ein Motiv für diese Hoffnung.
„In
Kirkuk kommen in diesen Tagen Muslime zu uns, um uns ihre Solidarität und Unterstützung
anzubieten. Letzte Woche sind einige arabische Führer ins Ordinariat gekommen, um
mich zu fragen, ob ich nicht eine Zusammenkunft organisieren könnte, zu der alle ethnischen
und religiösen Gruppierungen eingeladen werden sollten, um einen Runden Tisch zu gründen
und zusammen die Situation der Stadt zu analysieren, auch um zukünftige Projekte planen
zu können.“
Auf die Frage, ob Christen bei der nach wie vor anhaltenden
Gewalt im Land für ihre Unversehrtheit fürchten müssten, berichtet der Bischof:
„In
Kirkuk bislang nicht, die Situation ist ziemlich ruhig. In Mossul und Bagdad ist das
aber nicht unbedingt so: Der Pfarrer aus Bagdad hat mich angerufen und mir gesagt,
dass er sehr traurig sei, denn die Menschen verlassen die Stadt, sie flüchten. Konkret
ist bislang nichts unternommen worden, um die Personen zu beruhigen. Man beginnt,
das Vertrauen zu verlieren und die Situation in der syrischen Region, wie auch die
anderer Länder, hilft sicherlich nicht. Der so erhoffte arabische Frühling ist vielerorts
von Islamisten dominiert worden, und ist somit die Ursache für große Sorgen bei vielen
Christen.“
Der Erzbischof geht auch im Einzelnen auf die Festlichkeiten
ein, die während der Kar- und Ostertage in seiner Gemeinde vorbereitet werden:
„Am
Gründonnerstag feiern wir die Heilige Messe mit einer Gruppe von libanesischen Priestern
und Schwestern sowie Laien, und die gesamte Diözese erneuert ihre Verpflichtung für
den Dienst am Nächsten und das Priestertum. Außerdem gibt es die Fußwaschung der Zwölf
Apostel. Der Gründonnerstag ist für uns einer der fünf großen Festtage der chaldäischen
Kirche, und wir zelebrieren die dritte Messe feierlich in der chaldäischen Sprache.
Am Karfreitag ist die Via Crucis, aber das letzte Wort gilt nicht dem Tod, oder dem
Schmerz: es gilt der Auferstehung.“
Die nächsten beiden Tage sind dann
in zunehmender Freude dem Ereignis der Auferstehung gewidmet, wie uns der Bischof
erzählt:
„Am Samstag, den wir „Samstag des Lichts“ nennen, ist die Virgil
zur Auferstehung: Viele Kinder werden getauft, und um 21 Uhr feiern wir die Auferstehungsmesse.
Am Anfang ruft der Zelebrant dreimal feierlich aus: Christus ist auferstanden“ in
chaldäischer Sprache, und die Gemeinde antwortet: Er ist wirklich auferstanden“. Dann
ist die Messe, das große Fest, und wir haben auch bemalte Eier, der östlichen – auch
chaldäischen - Tradition folgend: die vielen Farben symbolisieren unter anderem das
„Nein“ zu Gewalt, zum Tod und zur Trennung unter den Menschen. Am Sonntag sind Messen
in allen Gemeinden, und man kann wahrnehmen, wie viel Freude die Menschen über die
Auferstehung empfinden. Außerdem besuchen sich die Menschen, wo dies in dieser politischen
Situation möglich ist, geben sich die Hand und sagen einander: „Der Herr ist auferstanden“,
wobei geantwortet wird: „er ist wahrhaftig auferstanden“.