2012-04-03 15:15:17

Kuba/Vatikan: Politische Öffnung?


RealAudioMP3 Welche Spuren wird der Kubabesuch Benedikt XVI. in der Weltpolitik hinterlassen? Papst Johannes Pauls Worte aufgreifend, hatte Benedikt XVI. in dem sozialistischen Staat davon gesprochen, dass „Kuba und die Welt Veränderung“ bräuchten. Mit einem Seitenblick auf das US-Embargo hatte er sich auch gegen einen „Mangel an materiellen Ressourcen“ und „von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen“ gewandt. Kurienkardinal Marc Ouellet reiste als Präsident der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission bei der jüngsten Papstvisite im Gefolge des Kirchenoberhauptes. Im Interview mit Radio Vatikan gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Papstbesuch zu einer politischen Öffnung in beide Richtungen beitragen könnte:

„Das hängt natürlich von den Politikern ab und liegt jenseits meiner Kompetenzen, aber ich hoffe, dass es eine Öffnung gibt – eine Öffnung der Welt gegenüber Kuba und andererseits von Kuba gegenüber der Welt. Ich hoffe nicht nur, dass der katholische Glaube auf Kuba mehr Freiheiten erlangt, zum Beispiel im so wichtigen Bereich Erziehung und Bildung, sondern dass eben auch von außen etwas passiert. Beispiel Kanada: das Verhältnis meines Heimatlandes gegenüber Kuba war immer gut, von unser Seite gab es kein Embargo, was wesentlich für das Überleben der Insel war. Ich hoffe, in diese Richtung geht es weiter.“

Auch auf Kuba, wo 60 Prozent der Bevölkerung katholisch getauft sind, habe der Papstbesuch die Identität des Landes zweifelsfrei gestärkt. Der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, habe zu ihm von einem „Frühling des Glaubens“ gesprochen, berichtet Kardinal Ouellet. Und er selbst habe im Gefolge des Papstes beobachten können, dass Benedikts Worte auf fruchtbaren Boden gefallen seien – vor allem, was die Zukunft des Landes betreffe:

„In Kuba konnten wir nicht dieselbe Reaktion der Menschen erwarten wie in Mexiko, doch es gibt zweifelsfrei eine Öffnung hin zur katholischen Kirche und hin zur karitativen Arbeit. Der Papst hat davon gesprochen, dem Glauben neue Kraft zu geben – das ist ein Schlüssel für Kubas Zukunft, wenn wir an die Versöhnung aller Kubaner denken und daran, dass sie aus dem Glauben heraus die eigene Identität stärken können.“

Papstbesuch war ein „gutes Stück diplomatischer Arbeit“
Verschiedenen Beobachter hatten in Folge der Papstvisite auf Kuba vor allem das diplomatische Geschick des deutschen Papstes gelobt. Benedikt XVI. habe „die Herzen der Kubaner erobert“, sagte nach dem Besuch der vatikanische Innenminister Angelo Becciu. Nach vielen Jahren, in denen die Kriche praktisch in die Sakristei eingeschlossen gewesen sei, hätten die Kubaner und vor allem die Jugendlichen öffentlich ihren Glauben bekannt, so der ehemalige Nuntius auf Kuba mit Verweise auf die beiden großen Papstmessen in Santiago de Cuba und Havanna. Der kubanische Philosoph und Theologe Raul Fornet-Betancourt betonte, dem Papst sei es gelungen, den angefangenen Dialog zugunsten der ganzen kubanischen Gesellschaft weiter zu vertiefen. Benedikt XVI. habe die Balance gefunden, heikle Punkte wie die politischen Gefangen anzusprechen, ohne große Irritationen hervorzurufen. Auf Kuba seien Kritiker sehr schnell in der Gefahr, als Partei für die Interessen der USA angesehen zu werden.

(rv/or/kna 03.04.2012 pr)









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