Welche Spuren wird
der Kubabesuch Benedikt XVI. in der Weltpolitik hinterlassen? Papst Johannes Pauls
Worte aufgreifend, hatte Benedikt XVI. in dem sozialistischen Staat davon gesprochen,
dass „Kuba und die Welt Veränderung“ bräuchten. Mit einem Seitenblick auf das US-Embargo
hatte er sich auch gegen einen „Mangel an materiellen Ressourcen“ und „von außen auferlegte
restriktive wirtschaftliche Maßnahmen“ gewandt. Kurienkardinal Marc Ouellet reiste
als Präsident der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission bei der jüngsten Papstvisite
im Gefolge des Kirchenoberhauptes. Im Interview mit Radio Vatikan gibt er seiner Hoffnung
Ausdruck, dass der Papstbesuch zu einer politischen Öffnung in beide Richtungen beitragen
könnte:
„Das hängt natürlich von den Politikern ab und liegt jenseits meiner
Kompetenzen, aber ich hoffe, dass es eine Öffnung gibt – eine Öffnung der Welt gegenüber
Kuba und andererseits von Kuba gegenüber der Welt. Ich hoffe nicht nur, dass der katholische
Glaube auf Kuba mehr Freiheiten erlangt, zum Beispiel im so wichtigen Bereich Erziehung
und Bildung, sondern dass eben auch von außen etwas passiert. Beispiel Kanada: das
Verhältnis meines Heimatlandes gegenüber Kuba war immer gut, von unser Seite gab es
kein Embargo, was wesentlich für das Überleben der Insel war. Ich hoffe, in diese
Richtung geht es weiter.“
Auch auf Kuba, wo 60 Prozent der Bevölkerung
katholisch getauft sind, habe der Papstbesuch die Identität des Landes zweifelsfrei
gestärkt. Der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, habe zu ihm von einem
„Frühling des Glaubens“ gesprochen, berichtet Kardinal Ouellet. Und er selbst habe
im Gefolge des Papstes beobachten können, dass Benedikts Worte auf fruchtbaren Boden
gefallen seien – vor allem, was die Zukunft des Landes betreffe:
„In Kuba
konnten wir nicht dieselbe Reaktion der Menschen erwarten wie in Mexiko, doch es gibt
zweifelsfrei eine Öffnung hin zur katholischen Kirche und hin zur karitativen Arbeit.
Der Papst hat davon gesprochen, dem Glauben neue Kraft zu geben – das ist ein Schlüssel
für Kubas Zukunft, wenn wir an die Versöhnung aller Kubaner denken und daran, dass
sie aus dem Glauben heraus die eigene Identität stärken können.“
Papstbesuch
war ein „gutes Stück diplomatischer Arbeit“ Verschiedenen Beobachter hatten
in Folge der Papstvisite auf Kuba vor allem das diplomatische Geschick des deutschen
Papstes gelobt. Benedikt XVI. habe „die Herzen der Kubaner erobert“, sagte nach dem
Besuch der vatikanische Innenminister Angelo Becciu. Nach vielen Jahren, in denen
die Kriche praktisch in die Sakristei eingeschlossen gewesen sei, hätten die Kubaner
und vor allem die Jugendlichen öffentlich ihren Glauben bekannt, so der ehemalige
Nuntius auf Kuba mit Verweise auf die beiden großen Papstmessen in Santiago de Cuba
und Havanna. Der kubanische Philosoph und Theologe Raul Fornet-Betancourt betonte,
dem Papst sei es gelungen, den angefangenen Dialog zugunsten der ganzen kubanischen
Gesellschaft weiter zu vertiefen. Benedikt XVI. habe die Balance gefunden, heikle
Punkte wie die politischen Gefangen anzusprechen, ohne große Irritationen hervorzurufen.
Auf Kuba seien Kritiker sehr schnell in der Gefahr, als Partei für die Interessen
der USA angesehen zu werden.