2012-04-01 14:25:12

„Dann brennt da ein Feuer“


RealAudioMP3 Warum tue ich etwas und nicht vielmehr nichts? Warum halte ich bestimmte Dinge durch, entscheide mich für etwas und bleibe dann dabei? Warum geht das bei anderen Dingen nicht, auch wenn mein Kopf mir sagt, dass das wichtig wäre?

Wir fragen nach der Motivation. Ein Thema, die sich nicht nur in Populärwissenschaften und der Masse an Ratgeberbüchern findet, sondern seit kurzem auch als Lehrstuhl im Fach Philosophie. P. Bernd Hagenkord hat den Münchner Lehrstuhlinhaber Professor Godehard Brüntrup SJ gefragt, wo die Grenze zwischen Populärwissenschaft und Akademie ist und warum sich eine akademische Disziplin mit dem Thema Motivation beschäftigt.

„Motivation ist eines der ältesten Themen in der Philosophie überhaupt, auch wenn der Titel jetzt vielleicht etwas ungewöhnlich ist“, so Brüntrup. „Die Handlungstheorie – also was Menschen bewegt, zu handeln – ist seit 2.400 Jahren ein Grundbestandteil der Philosophie.“ Anknüpfend an Aristoteles ziehe sich das Thema durch die gesamte Philosophiegeschichte.
Aber auch mit den modernen Interpretationen zum Thema, etwa zur Lebenshilfe, hat Brüntrup keine Berührungsängste. Man wolle durchaus auch Lebenhilfe bieten. Es gehe nicht um den reinen wissenschaftlichen Fortschritt, als Jesuit betreibe er Philophie auch, um Menschen Orientierungshilfe zu geben.

„Die Pointe, die wir herausarbeiten wollen ist, dass der innere Kompass, den der Mensch braucht, um motiviert zu sein und der aus ihm selber kommt, ein Wertehorizont ist. Was ist mein Lebensentwurf? Für was will ich mich einsetzen? Was ist mein ureigenes Projekt? Auf dem Weg hilft die Philosophie. Wenn man das Lebenshilfe nennt, finde ich das gar nicht schlecht, aber es ist eine auf einem hohen akademischen und wissenschaftlichen Niveau.“

Es finde wieder eine Annährung auf diesem Gebiet zwischen der Philosophie und der vor allem empirisch arbeiten Psychologie statt, vor allem mit einer „erstaunlichen Einsicht“, den die Psychologie in den letzten Jahren gemacht habe:

„Äußere Anreize – also Belohnung und Bestrafung – demotivieren den Menschen auf die Dauer. Sogar Belohnungen demotivieren auf Dauer oder führen zu sehr riskanten Verhaltensweisen, siehe den Zusammenhang von Bankenkrise und Boni. Wirkliche Motivation, die auf Dauer trägt, muss ihre Ziele von innen setzen.“

Dieses von innen gesetzte Ziel – die intrinsische Motivation, wie es die Psychologie nennt – sei letztlich auch das philosophische Interesse, dass ihn selber antreibe, so Brüntrup, sozusagen seine Motivation.

„Diese Auseinandersetzung Philosophie – Motivation heißt, letztlich die Frage zu stellen, wie ich mein Lebensprojekt finde, mein authentisches Selbst. Philosophisch gesprochen: Erkenne dich selbst! Religiös gesprochen: Gottes Willen für mich. Psychologisch: Mein wahres ich. Wenn ich das gefunden habe, dann brennt da ein Feuer, mit dem ich durch das Leben gehe. Wenn jemand einmal solch einen inneren Kompass hat, dann braucht man ihn gar nicht mehr durch äußere Antriebe, durch Belohnungen und Anreize, zu motivieren. Der tut das aus sich heraus.
Das ist das Thema, dass mich philosophisch interessiert.“

(rv 01.04.2012 ord)








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