Mit der Weihe der
Palmzweige und einer Palmprozession auf dem Petersplatz hat Papst Benedikt XVI. am
Sonntagvormittag die Feierlichkeiten zur Kar- und Osterwoche eingeläutet. Der Palmsonntag,
so eröffnete das Kirchenoberhaupt seine Predigt, „ist das große Portal, das uns in
die Karwoche eintreten läßt, in die Woche, in der Jesus, der Herr, dem Höhepunkt seines
Erdenlebens entgegengeht. Er geht nach Jerusalem hinauf, um die Schrift zu erfüllen
und ans Kreuz gehängt zu werden; es ist der Thron, von dem aus er auf ewig herrschen,
die Menschheit aller Zeiten an sich ziehen und allen das Geschenk der Erlösung anbieten
wird.“
Vor Beginn der Messe hatte der Papst neben dem ägyptischen Obelisken
in der Mitte des Petersplatzes die Palmenzweige für die Prozession gesegnet. In der
Predigt meditierte er über den Jubelruf des Volkes beim Einzug Jesu in Jerusalem.
Alle vier Evangelisten hätten das Hosanna überliefert, erinnerte der Papst. Der „tiefste
Widerhall“ des Jubelrufes sei die Verheißung Gottes an die Glaubenden, „Ich werde
dich zu einem großen Volk machen und dich segnen... Durch dich sollen alle Geschlechter
der Erde Segen erlangen“. „Darum ist derjenige, der von der Menge als der Gesegnete
bejubelt wird, zugleich der, durch den die gesamte Menschheit Segen erlangen wird.
So erkennt sich im Licht Christi die Menschheit zutiefst geeint und gleichsam in den
Mantel des göttlichen Segens eingehüllt, eines Segens, der alles durchdringt, alles
trägt, alles erlöst, alles heiligt.“ Das sei eine der großen Botschaften, die
der Palmsonntag uns übermittelt, fuhr der Papst fort:
„Die Aufforderung,
die gesamte Menschheit in der rechten Weise in den Blick zu nehmen, die Völker, aus
denen sich die Welt zusammensetzt, ihre verschiedenen Kulturen und Zivilisationen.
Der Blick, den der Glaubende von Christus empfängt, ist der Blick des Segens: ein
weiser und liebevoller Blick, der fähig ist, die Schönheit der Welt zu erfassen und
mit ihrer Gebrechlichkeit mitzuleiden.“
So wie die Jesus zujubelnde Menge,
die ihn fünf Tage später aus Enttäuschung am Kreuz sehen will, müsse sich heute jeder
glaubende Christ fragen, was seine Erwartungen an den Messias sind, so Papst Benedikt.
In jenen Tagen fünf Tagen bis zum Karfreitag seien selbst die Jünger verstummt.
„Die
meisten waren nämlich enttäuscht von der Art, die Jesus gewählt hatte, sich als Messias
und König Israels zu zeigen. Genau hier liegt der Kern des heutigen Festes, auch für
uns. Wer ist Jesus von Nazareth für uns? Welche Vorstellung haben wir vom Messias,
welche Vorstellung haben wir von Gott? Das ist eine entscheidende Frage, die wir nicht
umgehen können, um so weniger, als wir gerade in dieser Woche aufgefordert sind, unserem
König zu folgen, der als Thron das Kreuz wählt; einem Messias zu folgen, der uns nicht
ein einfaches irdisches Glück zusichert, sondern das Glück des Himmels, die Seligkeit
Gottes.“
“Möge Palmsonntag für euch der Tag der Entscheidung für Gott sein“,
sagte der Papst an die Jugendlichen gerichtet, die an diesem Sonntag den Weltjugendtag
auf diözesaner Ebene begehen. Er bezog sich dabei auf die Heilige Klara von Assisi.
Diese hatte am Palmsonntag vor genau 800 Jahren als 18-Jährige das Haus ihrer Eltern
verlassen, um sich ganz dem Herrn zu weihen. (rv 01.04.2012 gs)