Mit einer Tanzdemonstration am Karfreitag will die Piraten-Partei in Gießen gegen
das im hessischen Feiertagsgesetz festgeschriebene Tanzverbot an kirchlichen Feiertagen
protestieren. Der evangelische Gießener Propst Matthias Schmidt sieht darin eine „Provokation“.
Der Propst, der zur hessen-nassauischen Kirchenleitung gehört, sagte der Evangelischen
Nachrichtenagentur idea, die geplante Demo „zur Todesstunde Jesu“ sei ein „intoleranter
Akt“. Für viele Menschen sei der Karfreitag ein wichtiger religiöser Tag. Eine Demonstration
für mehr Toleranz zu Lasten religiöser Überzeugungen könne die Kirche nicht hinnehmen.
Ob das hessische Feiertagsgesetz novelliert werden müsse, darüber könne man aber durchaus
mit der Kirche verhandeln, „aber nicht durch eine solche unangemessene Aktion“. Über
die kirchliche Kritik hinaus ist um das Vorhaben in der Universitätsstadt eine Kontroverse
entbrannt. Der Stadtverordnete der Piraten, Christian Oechler, will mit der auch für
die Trennung von Kirche und Staat demonstrieren. Während das Ordnungsamt die Demonstration
bisher nicht genehmigen will, wollen die Piraten mit einem Eilantrag die Rechtslage
vom Verwaltungsgericht Gießen klären lassen. Im letzten Jahr hatte die Grüne Jugend
eine ähnliche Aktion durchgeführt. Bei dem „Smartmob“ – bei dem sich die Teilnehmer
über Facebook und Handy verabreden – hatten sich am Karfreitag auf dem Römerberg in
Frankfurt am Main über 1.500 Personen versammelt. Sie tanzten still zur Musik aus
Kopfhörern. Durch den Smartmob war aber eine Karfreitagsprozession der kroatischen-katholischen
Gemeinde mit mehreren hundert Christen gestört worden. Manche wurden von den Demonstranten
ausgepfiffen und beleidigt.