Der scheidende Präsident Abdoulayé Wade bemüht sich nach seiner Niederlage bei den
jüngsten Wahlen um einen würdigen Abgang. Wade, der entgegen der Verfassung für eine
dritte Amtszeit kandidiert hatte, war in der Stichwahl letzten Sonntag von seinem
früheren Ministerpräsidenten Macky Sall geschlagen worden. Mit einem Besuch beim Päpstlichen
Nuntius im Senegal bedankte sich Wade nun für die Bemühungen des Heiligen Stuhls um
interreligiöse Harmonie im Senegal. Das Land hat eine starke muslimische Mehrheit,
die aber von toleranten Sufi-Bruderschaften geprägt ist. Die katholische Kirche im
Land hat sich stark dafür engagiert, dass der Streit um Wades erneute Kandidatur nicht
in Unruhen eskalierte. Der Päpstliche Nuntius lobte den scheidenden Präsidenten: Dass
er nach seiner Wahlniederlage seinen Gegner gleich angerufen und ihm gratuliert habe,
sei „eine große staatsmännische Geste“ gewesen: „Sie haben damit Ihr hohes republikanisches
Niveau unter Beweis gestellt.“ Wade bedankte sich auch beim Erzbischof von Dakar,
Kardinal Théodore Adrien Sarr. Er beglückwünsche die senegalesischen Bischöfe „für
ihre exemplarische Botschaft“. Die Bischöfe hatten für den ersten Durchgang der Präsidentenwahlen
Wahlbeobachter ausgebildet, um Tricksereien von Wades Partei zu verhindern. In seinen
zwölf Jahren an der Macht waren die Beziehungen von Präsident Wade zur katholischen
Kirche immer wieder mal gespannt. Auf der Plusseite steht aus kirchlicher Sicht, dass
Wade mehrfach große Zuschüsse zur Restaurierung von Kirchen gegeben hat, etwa für
eine neue Esplanade im Marienwallfahrtsort Popenguine, wo sich jedes Jahr an Pfingsten
Tausende von christlichen Pilgern aus dem ganzen Senegal treffen. (afp 30.03.2012
sk)