Das Neue Wort: Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft Kubas
Viel ist während des
Papstbesuches auf Kuba über das Engagement der Kirche in der Gesellschaft gesprochen
worden und über die relative und wachsende Unabhängigkeit der Kirche. Ein Beispiel
dafür ist eine Zeitschrift, die die katholische Kirche unterhält. Pater Bernd Hagenkord
hat mit Orlando Marquez Hidalgo gesprochen, dem Direktor des Monatsmagazins „Palabra
Nueva“, das ‚Neue Wort’.
Auf den ersten – westlichen – Blick sieht Ihre Zeitschrift
nach wenig aus. Aber Sie haben mir aber gesagt, dass es das hauptsächliche Medium
der Kirche sei, die Situation der Gesellschaft Kubas zum Thema zu machen. Was bedeutet
es für die Kirche, solch ein Magazin zu unterhalten?
„Es ist eine gute Weise,
in der die Kirche den Kontakt zur Gesellschaft halten kann, vor allem mit den Katholiken,
dann aber auch mit der außerkirchlichen Welt. Seit der Gründung haben wir immer Themen
aufgegriffen, die nicht nur religiös waren, sondern sozial, kulturell, wirtschaftlich
oder politisch, eben alle Themen, die für die Kirche von Interesse sind. Die Katholiken
können hier Fragen und Antworten finden, die man in den offiziellen Medien nicht findet.“
Wenn
ich hier in der Vorbereitungsausgabe zum Papstbesuch blättere, finde ich unter anderem
einen Artikel über Angela Merkel und die Euro-Krise, Betrachtungen zu Heiligen und
zu bürgerlichen Tugenden, aber auch ein Vergleich der Fußballvereine Real Madrid und
FC Barcelona und ein Artikel über einen in Lateinamerika berühmten katalanischen Komponisten.
Was wollen Sie damit erreichen?
„Das erlaubt uns, dass die Kirche einen
weiteren, ernsteren und direkten Kontakt mit der Gesellschaft hat, auch außerhalb
der Kirche. Ich erinnere mich daran, als wir im April 1992 damit begannen, vor fast
genau 20 Jahren. Unsere Motivation kam damals von der Idee Johannes Paul II. zu einer
neuen Evangelisierung: Neu im Eifer, neu in den Methoden, neu in seiner Form. Die
Kirche hatte bis dahin keinen Zugang zu Medien. Ich glaube, dass das „Neue Wort“ mit
mehr oder weniger Erfolg diese Aufgabe, die uns der Papst und die Kirche Kubas gegeben
hat, erfüllt.“
Neuevangelisierung braucht neue Mittel, warum haben Sie
sich damals für eine Zeitschrift entschieden und sind dabei geblieben, wo es doch
auch noch andere Mittel gibt?
„Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und einige
sagen, dass wir ein Medium nutzen, das bereits der Vergangenheit angehört, nämlich
das des Drucks, wo doch das Internet alles ablöst. In Kuba ist das aber noch sehr
wichtig. Das Internet und die sozialen Netzwerke sind immer noch weit weg von der
sozialen Realität des Landes. Wenige haben Zugang dazu, und deswegen ist unser Magazin
so wichtig.“
Wie wichtig ist das Magazin genau für die Gesellschaft Kubas?
„Wenn
das Magazin einen Wert hat, dann zeigt sich der darin, dass es gelesen und nachgefragt
wird von Menschen aus allen Teilen der kubanischen Gesellschaft. Wir haben hier eine
Art Brücke gebaut, wo sich über die Lektüre Menschen treffen können, die verschieden
denken. Wenn wir etwas kritisieren, dann gibt es auch immer einen Gegenvorschlag.
Das ist ein Kompromiss, den wir eingehen, damit wir Teil der Lösung sein können. Und
deswegen wertschätzen und respektieren uns die Leute.“
Herzlichen Dank,
Orlando Marquez Hidalgo. Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan.