2012-03-27 11:24:10

„Wirklich ein Pastoralbesuch"


Papst Benedikt XVI. ist am Montag auf Kuba eingetroffen. Dort erwartete ihn neben dem kubanischen Volk, den Machthabern, Bürgerrechtlern, Bischöfen und den zahlreichen übrigen Journalisten auch unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord. Der erzählte uns, dass es gar nicht so einfach auszumachen ist, wie „die Stimmung im Land“ denn rund um den Papstbesuch sei.

„Natürlich sehen wir die Bilder und sehen wir, wie tausende Menschen hier feiernd und singend sich versammeln, trotz des Regens am Montag Abend bei der Messe, aber es ist eben ein Staat, wie er ist. Er ist sozialistisch und hat seine nicht einfache Vergangenheit im Umgang mit dem Glauben und der Kirche, auch wenn man sich seit 20 Jahren intensiv um Verbesserung bemüht. Sicher ist, dass die Kirche hier sehr glücklich ist, dass der Papst gekommen ist. Die Gläubigen, mit denen ich habe sprechen können, sehen das als Wertschätzung, aber vor allem auch als Stärkung an.“

Es war immer von einem Pastoralbesuch die Rede, ist es das tatsächlich?

„Genau das ist es. Kuba ist abgeschnitten vom Rest der Welt, der Papst hat gezeigt, dass das für die Kirche nicht gilt, und das ist sehr wohl wargenommen worden. Die Menschen wollen das und sehen das. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Stimmung sehr hoffnungsvoll ist. Wie es der Papst bei seiner Ankunft gesagt hat: Kuba blickt auf das Morgen. Und die Gläubigen haben gesehen, dass die weltweite Kirche das mit ihr tut.“

Immer wieder ist der Vergleich gezogen worden zur Visite von Johannes Paul II. vor 14 Jahren, der als erster Papst überhaupt die Insel besuchte. Sind die beiden Besuche zu vergleichen?

„Es war ein ganz anderer Besuch. Natürlich war das zu erwarten, denn die beiden Päpste haben ja völlig andere Weisen aufzutreten und zu sprechen. Aber trotzdem muss das vielleicht noch einmal gesagt werden. Johannes Paul war viel länger hier und hat zu viel mehr Menschen gesprochen. Andererseits kam er auch mit seiner eigenen Vergangenheit in der Konfrontation mit dem Sozialismus ins Land. Da war Benedikt XVI. freier.
Er konnte über den Glauben sprechen, sein ureigenstes Anliegen.“

Dieses Herzensanliegen Benedikts, der Glaube, auch in einem Land wie Kuba, das wurde bei der Messe in Santiago wurde besonders deutlich. Wie wurde die Botschaft aufgenommen?

„Das klang einigen Journalisten vielleicht zu wenig politisch, aber das war ja auch überhaupt nicht politisch gemeint. In der Situation, in der der Glaube und die Gesellschaft des Landes sich hier befinden, ist das genau das, was gebraucht wird. Keine politische Auseinandersetzung, sondern eine Hinwendung zu den Menschen und ihrem Glauben. Kuba hat Pfarreien, in denen am vergangenen Wochenende jeweils 20 Erwachsene als Katechumenen in die Kirche aufgenommen werden. Der Glaube ist ein Thema hier und er ist das Thema des Papstes, das passte wunderbar zusammen.

Es wird viel gesprochen über mögliche Auswirkungen der Reise nach Kuba, über die Ansprache des Präsidenten bei der Ankunft, über andere Begegnungen, etwa mit Dissidenten. Ist das auch in Kuba Thema?

„Nein, kaum. Bei allem Interesse, das wir an den Medienereignissen haben wie etwa einem Protest oder Spekulationen über eine Bekehrung Fidel Castros und was wir sonst noch alles lesen, hier geht es wirklich um die Menschen und ihren Glauben. Der gerät in der Berichterstattung etwas in den Hintergrund.
Die Stabilisierung und die Stärkung und die Sichtbarkeit des Glaubens und der Kirche, das scheint mir in einem Land wie diesem die eigentliche Geschichte zu sein. Wenn man mit den Menschen hier spricht, dann sind die sehr froh, dass sie zumindest in der Kirche aus der Isolierung herauskommen.“


(rv 27.03.2012 ord)







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