2012-03-26 22:49:16

Benedikt XVI.: „Kuba schaut ins Morgen“


RealAudioMP3 Kuba will seine wirkliche Identität leben, zur Erneuerung einer Gesellschaft braucht es Menschen, die nicht unter bestimmten Interessen stehen, und die Religion muss auf Kuba auch im öffentlichen Leben zutage treten dürfen: Es waren recht direkte Worte, die Papst Benedikt XVI. wählte, als er Kuba betrat.

Am Montagmittag Ortszeit, in Rom war es Montagabend, landete der Gast aus Rom auf dem Flughafen in Santiago de Cuba. Bei seiner Ansprache vor jubelnden Menschen, Staatspräsident Raul Castro und diversen politischen und kirchlichen Größen erinnerte Benedikt XVI. zunächst an den historischen Besuch seines Vorgängers auf Kuba im Jahr 1998. Papst Johannes Paul II. sei wie „frische Brise“ über die Insel gezogen, habe Kubas Glaubensleben neue Kraft verliehen und das Verhältnis zwischen Staat und Kirche verbessert. Eine „unauslöschliche Spur“ habe der polnische Papst in der Seele der Kubaner hinterlassen. Sein Vorbild stelle für „Gläubige und Nichtgläubige“ ein „leuchtendes Leitbild“ dar – im persönlichen Leben wie auch im Wirken für das Gemeinwohl der kubanischen Nation, würdigte Benedikt XVI. seinen Vorgänger:

„In der Tat war seine Reise über die Insel wie eine angenehme Brise frischer Luft, die der Kirche in Kuba neue Kraft gegeben hat, da sie in vielen ein neues Bewusstsein für die Bedeutung des Glaubens wachrief und sie ermutigte, die Herzen für Christus zu öffnen. Gleichzeitig hat sie die Hoffnung entzündet und das Verlangen geweckt, mutig für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Eine der wichtigen Früchte dieses Besuches war die Einleitung einer neuen Phase in den Beziehungen zwischen der Kirche und dem kubanischen Staat im Geist stärkerer Zusammenarbeit und größeren Vertrauens.“

Mit Blick auf den Stellenwert der Religion im kubanischen Leben gebe es allerdings noch heute Verbesserungsbedarf, fügte Benedikt XVI. direkt an:

„Doch bleiben viele Aspekte, in denen man vorankommen kann und muss, besonders hinsichtlich des unerlässlichen Beitrags, den die Religion im öffentlichen Bereich der Gesellschaft zu leisten berufen ist.“

Er komme als „Pilger der Nächstenliebe“ nach Kuba, um den Menschen Hoffnung aus dem Glauben zu bringen und sie darin zu bestärken, brachte der Papst die Motivation für seinen Besuch auf den Punkt. Die Anliegen aller Kubaner, „wo immer sie auch sind“, fänden bei ihm Gehör, so der Papst, der hier auch Exilkubaner und Häftlinge in seine Worte mit einschloss:

„In meinem Herzen trage ich die berechtigten Anliegen und legitimen Wünsche aller Kubaner, wo immer sie auch sind, ihre Leiden und Freuden, ihre Sorgen und alles, was sie auf dem Herzen haben, seien es besonders die jungen und die alten Menschen, die Heranwachsenden und die Kinder, die Kranken und die Arbeiter, die Gefangenen und ihre Familien sowie die Armen und die Bedürftigen.“

Benedikt XVI. ging dann auf den Zeitpunkt ein, zu dem er Kuba besucht: Kuba befinde sich heute in einem entscheidenden Moment, diagnostizierte der Papst und spielte damit auf einen gesellschaftlichen Umbruch an, der den Sozialismus hinter sich lässt. Das Land blicke in die Zukunft:

„Ich bin überzeugt, dass Kuba in diesem so wichtigen Augenblick seiner Geschichte schon auf das Morgen schaut und sich daher bemüht, seine Horizonte zu erneuern und zu weiten; dazu trägt das große Erbe an geistigen und moralischen Werten bei, die seine wahre Identität geformt haben und die sich im Werk und Leben vieler berühmter Söhne des Landes eingeprägt finden, wie des seligen José Olallo y Valdés, des Dieners Gottes Félix Varela oder des prominenten José Martí. Die Kirche ihrerseits konnte durch ihre großzügige und hingebungsvolle Seelsorge sehr zur Förderung solcher Werte beitragen und bekräftigt ihre Absicht, weiter rastlos zu arbeiten, um allen Kubanern besser zu dienen.“

Als Symbol der „fruchtbaren“ Verkündigung des Evangeliums auf Kuba würdigte Papst Benedikt in seiner Ansprache die Barmherzige Jungfrau von El Cobre. Die Schutzpatronin der Insel sei die „wahre Mutter des kubanischen Volkes“:

„Die Verehrung der ,Virgen Mambisa‘ hat den Glauben gestärkt und dazu ermutigt, zu verteidigen und zu fördern, was die Lebensbedingungen des Menschen und seine Grundrechte würdig macht. Sie tut es heute weiterhin mit noch größerer Kraft und gibt so ein sichtbares Zeugnis für die Fruchtbarkeit der Verkündigung des Evangeliums in diesem Land und die tiefen christlichen Wurzeln, die der innersten Identität der kubanischen Seele Leben verleihen.“

Weiter ging der Papst auf den Zusammenhang von Werten und Entwicklung ein. Auf die kubanische Politik oder Wirtschaft nahm er hier jedoch nicht ausdrücklich Bezug. Wahrer Fortschritt brauche „eine Ethik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt“ und dessen „echte Bedürfnisse berücksichtigt, besonders was seine geistige und religiöse Dimension betrifft“, formulierte Benedikt XVI. grundsätzlich. Leitend dürften hier keine Interessen sein, sondern es müssten moralische Überzeugungen sein, die Orientierung geben:

„Daher wird es im Herzen und im Geist vieler immer mehr zur Gewissheit, dass es für die Erneuerung der Gesellschaft und der Welt rechtschaffener Menschen mit festen moralischen Überzeugungen und hohen grundlegenden Werten bedarf, die nicht unter dem Einfluss bestimmter Interessen stehen, sondern der unwandelbaren und transzendenten Natur des Menschen entsprechen.“

Abschließend erbat der Papst Gottes Segen für Kuba, vor allem Benachteiligte und Ausgegrenzte schloss er in sein Bitten ein.


„Auf Kuba herrscht vollständige Religionsfreiheit“

Raúl Castro lobte in seiner Begrüßungsrede die Beziehungen zur katholischen Kirche. Die Verfassung garantiere „vollständige Religionsfreiheit“, so der kubanische Präsident, der die seit 26 Jahren bestehenden diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl erwähnte.

Gleichzeitig kritisierte Castro das Wirtschaftsembargo der USA gegen sein Land. Dem Versuch der USA, Kubas Freiheit einzuschränken, habe das kubanische Volk sein legitimes Recht entgegengesetzt, seinen eigenen Weg zu gehen: Man widerstehe, um die eigene Kultur und die Ideen des Fortschritts zu schützen, und sei immer auf der Seite derjenigen gewesen, die „weniger haben als andere“, fuhr Castro fort.

Er glaube, dass der Papst in vielen Fragen auf der Seite Kubas stehe, sagte der Präsident weiter. Papst Johannes Paul II. hatte das Embargo während seines Kubabesuches 1998 verurteilt, ohne jedoch die USA namentlich zu nennen.

(rv 26.03.2012 pr)









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