2012-03-24 08:10:45

Papst in Mexiko: „Der Glaube vermag alte Strukturen aufzubrechen“


RealAudioMP3 Benedikt XVI. ist in Mexiko: Am Freitagnachmittag Ortszeit – in Rom war es da schon fast Mitternacht – landete das Kirchenoberhaupt in der zentralmexikanischen Stadt León. Es war ein Empfang, wie er dem Papst in Europa nie zuteil wurde: mit großem Enthusiasmus begrüßten 700.000 jubelnde Menschen Benedikt XVI. in Mexiko. Sie säumten den 34 Kilometer langen Weg des Papstes vom Flughafen in Leon zu seiner Unterkunft, schwenkten Fahnen, sangen und jubelten. Sprechchöre durchzogen die Menge, Kinder überreichten dem Gast aus Rom Blumen, farbenfrohe mexikanische Folkloregruppen tanzten.

Benedikt wirkte bei hohen Außentemperaturen und nach 14-stündigem Flug etwas müde, freute sich aber sichtlich über die Art des Empfangs. In Mexiko trat der bald 85-jährige Papst erstmals mit einem Stock auf. Präsident Felipe Calderon begrüßte ihn mit einem festlichen Empfangskomitee am Flughafen. „Ich komme als Pilger des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe“, stellte Benedikt XVI. klar.

„Ich möchte die Christen im Glauben stärken, sie darin festigen und ermutigen, ihn neu zu beleben im Hören auf Gottes Wort, durch die Sakramente und ein konsequentes Leben.“

Schon hier klangen aus den Worten des Papstes grundlegende Probleme Mexikos an, etwa Drogengewalt und Auswanderung. Christen würden durch die Weitergabe des Glaubens „Sauerteig in der Gesellschaft“, so der Papst:

„Dabei tragen sie zu einem respektvollen und friedlichen Miteinander bei auf der Grundlage der unvergleichlichen Würde jedes Menschen, der von Gott erschaffen ist, und die zu vergessen oder zu missachten keine Macht das Recht hat. Diese Würde manifestiert sich auf herausragende Weise im Grundrecht auf Religionsfreiheit, und zwar in ihrer authentischen Bedeutung und ohne Einschränkungen.“

Der Glauben mache den Christen auch in schwierigen Situationen zuversichtlich, sagte der Papst. Denn das Vertrauen auf Gott biete die Gewissheit, Gottes Gnade zu empfangen.

„In diesem Bewusstsein bemüht sich der Glaubende, auch die Strukturen und die wenig angenehmen gegenwärtigen Begebenheiten zu verändern, die unveränderlich und unüberwindbar scheinen, und hilft dem, der im Leben weder Sinn noch Zukunft findet. Ja, die Hoffnung verändert das konkrete Leben des Menschen auf reale Weise“.

Lateinamerika gewissermaßen als Hoffnungs-Motor der Welt – das ist eine Vision, die Papst Benedikt bei seiner Antrittsrede in Mexiko umriss.

„Dieses Land und dieser Kontinent sind gerufen, die Hoffnung auf Gott als tiefe Überzeugung zu leben und sie so zu einer Haltun des Herzens und einem konkreten Auftrag werden zu lassen, vereint einer besseren Welt engegenzugehen.“

Er werde in den kommenden Tagen dafür beten, so Benedikt abschließend, dass „dieses Volk dem empfangenen Glauben und seinen besten Traditionen Ehre macht“.

„Insbesondere bete ich für diejenigen, die aufgrund alter oder neuer Spannungen, aufgrund von Ressentiments und Formen von Gewalt leiden. Ich bin mir durchaus bewusst, daß ich mich in einem Land befinde, das auf seine Gastfreundschaft stolz ist und nicht will, daß sich hier jemand fremd fühlt. Ich weiß es und habe es schon gewußt, aber jetzt sehe ich es und spüre es tief in meinem Herzen. Aus ganzer Seele hoffe ich, dass es auch viele Mexikaner spüren, die außerhalb ihrer Heimat leben, sie aber nie vergessen und sehen möchten, wie ihr Land in der Eintracht und in einer echten ganzheitlichen Entwicklung wächst.“

Mexikos Präsident Calderon hieß den Papst im Namen der Regierung und der gesamten Bevölkerung im zweitgrößten katholisch geprägten Land der Welt willkommen. 93 Millionen Katholiken leben in der mittelamerikanischen Nation, überdies erinnerte Calderon an „die vielen, die in die Vereinigten Staaten auswanderten auf der Suche nach einer besseren Zukunft für ihre Familien; wir vermissen sie sehr.“ Gleichzeitig erinnerte der Präsident daran, dass Mexiko ein laizistischer Staat ist – und ein Land mit vielen Problemen.

„Mexiko leidet wie wenige andere Länder an den Auswirkungen der Weltwirtschafftskrise. Mexiko leidet, und Ihre Heiligkeit weiß das, an der gnadenlosen Gewalt der Straftäter. Das organisierte Verbrechen zeigt uns heute sein finsteres Gesicht des Bösen wie nie zuvor.“

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind in Mexiko allein seit 2006 über 50.000 Menschen dem Drogenkrieg zum Opfer gefalle. Dennoch stehe Mexiko aufrecht, sagte der Präsident, weil es „ein starkes Volk“ sei. Die Menschen glaubten an Werte und Prinzipien, an die Familie, die Freiheit und die Demokratie.

„Ich vertraue darauf, dass der Besuch Seiner Heiligkeit die Seelen der Frauen und Männer dieses Landes erleuchte, besonders jener, die am meisten leiden. Danke dafür, dass Sie in Mexiko sind!“

Nächster offizieller Programmpunkt: ein Höflichkeitsbesuch bei Staatspräsident Calderon im sechzig Kilometer entfernten Guanajuato, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, am Samstagnachmittag - in Mitteleuropa bereits Sonntagmorgen. Es ist Benedikts 23. Apostolische Reise und die erste ins spanischsprachige Amerika. Sie wird ihn am Montag von Mexiko nach Kuba weiterführen.

(rv/kna 24.03.2012 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.