2012-03-21 10:52:20

Irak: „Keine Zukunft für Christen ohne westliche Hilfe “


RealAudioMP3 Ohne Hilfe aus dem Ausland werden die Christen im Irak wohl keine Lebensperspektive haben. Das hat der irakische chaldäisch-katholische Abt Gabriel (Fr. Waheed Gabriel Tooma) am Dienstag bei einem Besuch in Wien betont. Der Vorsteher des Marienklosters im nordirakischen Alqosh übte heftige Kritik an den USA und ihren Verbündeten im Golfkrieg.

„Die westliche Allianz hatte dem irakischen Volk Freiheit und Sicherheit versprochen. Aber nichts davon ist eingetroffen. Seit 2004 wurden 8.000 Christen getötet und fünfzig Kirchen zerstört. Und seit dem Abzug der US-Truppen vor einigen Monaten hat sich die Lage noch verschlimmert.“

Tatsächlich kam es am Dienstag zu mindestens fünfzehn Anschlägen mit Dutzenden von Toten in mehreren Teilen des Irak. Die Bomben richteten sich aber nicht speziell gegen Christen, sondern waren diesmal wohl eine Drohbotschaft an die Arabische Liga, die nächste Woche in Bagdad tagen will. Für die Iraker, aber eben auch speziell für die im Irak verbliebenen Christen ist die Lage außerhalb des Kurdengebiets im Norden dramatisch.

„Wenn ich als Christ aus dem Haus gehe, weiß ich nicht, ob ich wieder nach Hause komme! Den irakischen politischen Parteien sind die Menschen egal, Politik bedeutet nur Sicherung der eigenen Pfründe. Ein effektiver Schutz von Minderheiten ist kein Thema im Land. Die irakischen Sicherheitskräfte sind in keiner Weise in der Lage, gegen die immer radikaler agierenden islamischen Extremisten oder auch gewöhnliche Kriminelle vorzugehen.“

Hinter vielen Gruppierungen würden ausländische Mächte stehen, so Abt Gabriel. Saudi-Arabien, der Iran und Syrien verfolgten ihre eigenen Interessen im Irak. Der Abt appelliert an Europa, den Vatikan und die USA, Druck auf die irakische Regierung auszuüben, damit es endlich zu einer Verbesserung der Sicherheitslage komme. Er sei kein Politiker – aber seiner Einschätzung nach werde der Irak als politische Größe in der Zukunft aber keinen Bestand haben, sondern in einen sunnitischen, schiitischen und kurdischen Teil zerfallen.

„Im schwer bewachten Marienkloster versuchen die Mönche so gut es geht zu helfen. So wurden christliche Flüchtlinge aus Mossul im Kloster aufgenommen und für 20 Kinder ein Waisenhaus errichtet und geführt. Wir Christen wollen im Irak bleiben! Wir sind die ursprüngliche Bevölkerung dieses Landes. Wir werden den Irak nicht verlassen!"

Der chaldäisch-katholische Mönch ist seit 2006 Abt des Marienklosters, rund 50 Kilometer nördlich der Stadt Mossul. Zugleich leitet er auch das Waisenhaus des Klosters. Genaue Angaben über die noch im Irak verbliebenen Christen gibt es nicht. Die Zahlen schwanken zwischen 300.000 und einer Million. Inzwischen würden auch wieder irakische Flüchtlinge aus Syrien zurückkommen, was die Situation noch unübersichtlicher mache, erläuterte CSI-Österreich-Generalsekretär Elmar Kuhn. Etwa 65 Prozent aller Christen im Irak sind katholische Chaldäer. Vor dem Krieg lebten sie mehrheitlich in Bagdad. Aber aus der irakischen Hauptstadt und auch aus Mossul im Norden sind inzwischen rund 80 Prozent der christlichen Bevölkerung geflohen. Der Süden des Irak ist überhaupt weitgehend christenfrei.

(kap/rv 21.03.2012 sk)







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