2012-03-20 14:19:29

Untersuchung in Irland abgeschlossen


RealAudioMP3 Die von Papst Benedikt angeordneten Untersuchungen in der Kirche Irlands wegen zahlreicher Missbrauchsfälle sind abgeschlossen. An diesem Dienstag gab der Heilige Stuhl eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Apostolischen Visitation bekannt und verurteilte abermals die „sündhaften und kriminellen Akte“ gegen Minderjährige, die von Klerikern und Ordensleuten in Irland begangen wurden und zu einer tiefen Kirchenkrise führten.

Vier Visitatoren hatte der Heilige Stuhl mit der Durchführung der Untersuchungen betraut. Sie prüften zu Jahresbeginn 2011 mehrere Monate lang den Stand der Dinge in den vier Erzdiözesen Irlands sowie in vier Seminaren und 31 Ordenshäusern bzw. katholischen Schulen. Angaben über die Zahl der Opfer machte der Vatikan nicht. Im Zug der Untersuchungen – so heißt es in der Zusammenfassung – wurde den Visitatoren klar, „wie sehr die Fehler der Vergangenheit zu einem unangemessenen Verständnis“ und einer ebensolchen „Reaktion auf das entsetzliche Phänomen des Missbrauchs von Minderjährigen führten, nicht zuletzt von Seiten verschiedener Bischöfe und Ordensoberer“. Mit einem „tiefen Gefühl von Schmerz und Scham“ habe man zur Kenntnis nehmen müssen, dass in der Kirche „schuldlose junge Menschen von Klerikern und Ordensleuten missbraucht wurden“, die ihnen anvertraut waren. Gleichzeitig hätten jene, die Wachsamkeit hätten üben müssen, diese Aufgabe „nicht wirksam wahrgenommen“. Für diese Fehler, so das Vatikan-Schreiben weiter, „muss einmal mehr um Vergebung gebeten werden: vor Gott und vor den Opfern!“

Gleichzeitig hätten die Visitatoren feststellen können, dass seit den 1990er Jahren Schritte unternommen wurden, um mehr Bewusstsein für das Problem Missbrauch zu schaffen. Die Visitation sollte denn auch sicherstellen, dass die Maßnahmen dem Missbrauch Minderjähriger in der Kirche wirklich ein Ende setzen. Der Heilige Stuhl empfehle den irischen Bischöfen und Ordensoberen, viel Zeit aufzuwenden, um mit Opfern zu sprechen und ihnen zuzuhören, wie das auch Papst Benedikt getan habe.

Die Visitatoren selbst haben ebenfalls zahlreiche Missbrauchsopfer getroffen und zeigten sich dankbar für diese Begegnungen. Sie stellten fest, dass in Irland die aktuellen Anti-Missbrauchs-Normen für die katholische Kirche befolgt würden. In den vergangenen Jahren habe das nationale Komitee für Kinderschutz in der katholischen Kirche gründlich gearbeitet; es solle weiterhin mit genug Personal und Mittel ausgestattet werden, heißt es in den Empfehlungen des Heiligen Stuhles. Noch ausständig sei ein gemeinsames Modell der Umsetzung der Anti-Missbrauchs-Normen für alle irischen Diözesen und Ordensinstitute.

Die vier Erzbischöfe hätten zugesichert, dass alle neu entdeckten Missbrauchsfälle zügig vor ein Zivilgericht kämen und überdies bei der Glaubenskongregation angezeigt würden. Die Visitatoren drängten überdies darauf, die irischen Kirchengerichte zu reformieren, damit immer noch anhängige Fälle angemessen verhandelt werden können.

In den irischen Priesterseminaren, so stellten die Visitatoren fest, gibt es klare Kinderschutznormen, die den angehenden Priestern vermittelt würden. Der Heilige Stuhl empfiehlt, noch strengere Auswahlkriterien bei den Kandidaten anzuwenden und sie konsequenter als bisher auf das Leben im priesterlichen Zölibat vorzubereiten. Die Seminargebäude sollten ausschließlich Priesterkandidaten der örtlichen Kirche und ihre Ausbilder beherbergen.

Ordensobere sollen im Kampf gegen Missbrauch in Zukunft öfter gemeinsam mit den Bischöfen nachdenken, planen und sie unterstützen, heißt es in dem Vatikan-Papier. Zusammen sollten Ordensobere und Bischöfe auch eine Vorgehensweise für Fälle erarbeiten, in denen Priester fälschlich des Missbrauchs angeklagt wurden, um sie zurück ins Amt zu holen. Auch eine Vorgehensweise für rechtskräftig verurteilte Priester sei noch zu finden, die so konkrete Fragen wie die Lebensbedingungen dieser Männer beantwortet.

Das Abschlusspapier zur Visitation zeichnet ein realistisches Bild von der tiefen Krise, in der die Kirche steckt. Die Leiden der Opfer hätten viele Wunden innerhalb der katholischen Kirche Irlands aufgerissen. Viele Laien hätten das Vertrauen in ihre Hirten verloren, viele gute Priester und Ordensleute seien ungerecht beschuldigt worden, Täter zu schützen, einige hätten sich nicht genug von ihren Bischöfen und Oberen verteidigt gefühlt. Die Bischöfe und Oberen selbst hingegen hätten sich oft isoliert gesehen bei dem Versuch, sich „gegen die Wellen der Empörung zu stemmen“, und hätten sich oftmals auch untereinander nicht auf eine Vorgehensweise einigen können.

Nach Abschluss der Visitation ruft der Heilige Stuhl nun in erster Linie zur Einheit auf: „Einheit unter den Bischöfen selbst und mit dem Nachfolger Petri, Einheit zwischen Bischöfen und ihren Klerikern, Einheit zwischen Hirten und Laien, Einheit zwischen diözesanen Strukturen und Ordensgemeinschaften“. Ganz besonders dringlich sei jetzt eine vertiefte Glaubensbildung für jüngere und erwachsene Katholiken und „ein neuer Fokus auf die Rolle des Laienstandes“. Die Visitatoren hätten nämlich in Irland bei Priestern, Ordensleuten und Laien gleichermaßen eine „gewisse Tendenz“ bemerkt, auch abweichende theologische Meinungen gelten zu lassen. An dieser Stelle die klare Aussage: „Es muss betont werden, dass Abweichungen von grundlegenden Lehren der Kirche nicht der echte Pfad der Erneuerung sind.“

(rv 20.03.2012 gs)







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