2012-03-18 12:41:06

D: Merkel, Gott und das letzte Wort


Die Bedeutung des christlichen Menschenbildes für die Politik hat Bundeskanzlerin Angela Merkel hervorgehoben. Bei der Jubiläumsveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) in Siegen verwies sie am Samstag u.a. auf die Menschenrechte, die im christlich-jüdischen Bild von der unveräußerlichen Menschenwürde wurzeln. Europa sei wesentlich von diesen Werten geprägt, doch müsse man in einer globalisierten Welt bedenken, dass die Europäer noch sieben Prozent aller sieben Milliarden Menschen stellten; die Deutschen machten nur ein Prozent aus, sagte Merkel. Wenn man also christlichen Werten Geltung verschaffen wolle, müssten die Europäer gemeinsam handeln. Das gelte auch angesichts der Tatsache, dass Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt würden. Wie die CDU-Vorsitzende, die von 1992 bis 1993 dem EAK vorstand, weiter sagte, sei die Bibel zwar kein „Handbuch“ für Politik. Aber Religion und Glaube seien nötig, um einen „moralischen Kompass“ zu gewinnen, und schützten vor „Allmachtsphantasien“. Die Politik sei nicht „allwissend und allmächtig“. Merkel: „Das letzte Wort hat Gott.“ Das mahne zur Demut. Politiker könnten nicht alles regeln und vor allem nicht selbst sinnstiftend wirken.
Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), würdigte den Beitrag des EAK zur Demokratie. Dies zeige sich zum Beispiel im Eintreten für den Schutz des arbeitsfreien Sonntags. Die Sonntagsruhe sei eine „heilsame Unterbrechung“ der Arbeit. Zwar sei Arbeit ein hoher Wert, aber wenn man ununterbrochen 365 Tage im Jahr arbeiten müsse, dann sei dies ein „Sklavenleben“. Schneider ermunterte den EAK, weiter die Verbindungen zwischen Politik und Kirche zu pflegen und christliche Orientierung in Grundsatzfragen anzubieten. Insofern sei der EAK eine „Gedankenschmiede“. Das Verhältnis zwischen den Unionsparteien und der evangelischen Kirche habe sich entspannt. Anfang der neunziger Jahre sei er als sozialpolitisch engagierter Pfarrer irritiert gewesen, dass der damalige EAK-Bundesvorsitzende Roman Herzog evangelischen Pfarrern Briefe geschrieben habe. Im Nachhinein habe er die darin vorgetragenen Argumente jedoch als wertvoll und bedenkenswert empfunden.
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende, Bischof i.R. Wolfgang Huber (Berlin), bezeichnete es als eine Stärke des Protestantismus, dass in ihm unterschiedliche politische Positionen in einen Diskurs geführt würden. Zu den schwierigsten Phasen habe die Nachrüstungsdebatte in den achtziger Jahren gehört. Die EKD habe auch intern Kontroversen zwischen unterschiedlichen Strömungen erlebt; doch dabei habe letztlich die verbindende Kraft des Evangelischen ihre Stärke erwiesen. Huber ist wie Schäuble Träger des Hermann-Ehlers-Preises, der vom EAK verliehen wird.
(idea 18.03.2012 sk)








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