2012-03-16 13:16:57

Schweiz: Abt Werlen ist zurück


RealAudioMP3 „Die Gesundheit ist ein Mysterium.“ Mit diesen Worten meldet sich Martin Werlen, Abt des Schweizer Benediktinerklosters Einsiedeln, nach seinem schweren Sportunfall vor zwei Monaten zurück in der Öffentlichkeit. Am Donnerstag erzählte der Abt einer Runde von Journalisten von seinem langen Genesungsprozess. Seine Wortwahl – vor allem die Sache mit dem „Mysterium“ – spielte wohl auch darauf an, dass nach dem Unfall vom 13. Januar die Informationen über seine gesundheitliche Beeinträchtigung nur spärlich flossen.

„Es geht mir jetzt wieder sehr gut, gerade wenn ich auf die beiden letzten Monate zurückblicke, so bin ich jetzt sehr dankbar.“

Abt Werlen erlitt bei einem Sturz beim Badminton-Spiel eine schwere Hirnverletzung. In seiner Rede, die Werlen großteils vom Manuskript ablas, schilderte er nochmals, wie es zu dem Unfall kam.

„Ich hatte nach der Vesper – also dem Abendgebet unseres Klosters – beschlossen, mit zwei jüngeren Mitbrüdern Federball zu spielen. Ich wollte gegen beide spielen, um ihnen zu zeigen, wie fit ich bin. Ich bin dann während des Spiels nach hinten ausgerutscht und an die Wand geprallt.“

Die Leitung des Klosters abzugeben, daran hat Werlen in den Tagen und Wochen unmittelbar nach dem Unfall nicht gedacht – dazu war er gesundheitlich einfach zu sehr angeschlagen, erzählte der Abt freimütig. Erst später, als es ihm wieder etwas besser ging, sei ihm ein möglicher Rücktritt in den Sinn gekommen. Denn mit dem Unfall habe er eine Zeitlang die für das Amt nötigen Fähigkeiten verloren.

„Mittlerweile bin ich aber sehr zuversichtlich, dass ich das Amt weiter bekleiden kann. Das haben mir auch Gespräche mit Menschen aus meinem Umfeld bestätigt. Ich hoffe auch, dass die Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gemacht habe, anderen zugutekommt.“

Nach dem Unfall konnte Abt Martin keine Zeitung lesen, die Nachrichten im Radio und Fernsehen verstand er nicht. Ein Fernsehbericht über Einsiedeln, in dem auch von seinem Unfall die Rede war, habe ihn nicht berührt, erzählte Werlen. Besonders habe er darunter gelitten, dass er sich an kein einziges Gedicht mehr erinnern konnte.

Unzählige verschiedene Therapien – Physio- und Ergotherapie, Hirnleistungs-Selbsttraining, neuropsychologische und Logopädie-Sitzungen und andere mehr – haben dem Abt geholfen, seine Sprache wiederzufinden.

„Es war ein langer und schwieriger Prozess bis zum heutigen Tag, der viel Geduld erforderte. Die Texte des Stundengebets, die ich laut betete, kamen mir in den ersten Wochen immer wieder so vor, als ob ich sie zum ersten Mal hören würde.“

Bei der Genesung machte der Abt aber doch von Woche zu Woche immer schnellere Fortschritte. Ein Therapeut habe ihm auch gesagt: „Sie kommen mir vor wie eine Rakete!“ Doch die Gesundheit eines jeden Menschen bleibe letztlich ein Mysterium, so Werlen: Das sei ihm seit dem 13. Januar immer mehr klar geworden.

(kipa/sf/drs 16.03.2012 mg)








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